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LEADER-Förderung für Coworking

  • LEADER-Förderung in Sachsen-Anhalt

Noch gibt es deutschlandweit nur sehr wenige Förderrichtlinien für Coworking Spaces. Erst wenige Bundesländer haben solche Programme auf den Weg gebracht. Darüber habe ich bereits in der dritten Ausgabe dieser Kolumne, Mitte letzten Jahres, geschrieben. Überall da, wo Coworking nicht gezielt gefördert wird, hat sich aber das europäische Förderprogramm LEADER als sehr hilfreich erwiesen. Mit dem LEADER-Ansatz ermöglicht die Europäische Union, dass die Menschen vor Ort ihre Region nach dem Bottom-up-Prinzip selber mitgestalten können.

Das Programm wird von sogenannten „Lokalen Aktionsgruppen“ (LAGs) koordiniert, die aus Vertreter:innen der lokalen Gemeinden, Wirtschaft, Gesellschaft und Behörden bestehen. Jede LAG erstellt eine lokale Entwicklungsstrategie, die auf den spezifischen Bedürfnissen und Stärken der Region basiert. Diese Strategie definiert die Prioritäten, Ziele und Maßnahmen, die von der LAG umgesetzt werden sollen. In fast allen Strategien der deutschen LAGs spielt Coworking eine maßgebliche Rolle, was eine tolle Perspektive für das Thema in den nächsten Jahren darstellt. Wer einen Coworking Space im ländlichen Raum plant, kann auf Fördergelder hoffen.

In Deutschland gibt es über 300 sogenannte LEADER-Regionen, 24 davon befinden sich in Sachsen-Anhalt. Es ist kein Geheimnis, dass ein so hoch verschuldetes Bundesland wie Sachsen-Anhalt auf jeden Euro angewiesen ist, den es aus Brüssel bekommt und nicht selber investieren muss. Und trotzdem muss man festhalten, dass die notwendige Richtlinie „LEADER/CLLD 2021 - 2027“ noch nicht durch die Landesregierung, unter Federführung des Landesfinanzministeriums, fertiggestellt wurde. Dadurch ist es den LAGs nicht möglich, ihre Arbeit aufzunehmen und ein sogenanntes LEADER-Management zu beauftragen.

Das LEADER-Management ist Anlaufstelle für alle Projektanträge und unterstützt die als Vereine organisierten LAGs bei der Umsetzung der Förderrichtlinie. Damit wir in Sachsen-Anhalt nur einen Verzug von zwei Jahren im LEADER-Prozess hätten, die Förderperiode läuft ja bereits seit 2021, müsste bis Juli dieses Jahres die immer noch fehlende Richtlinie veröffentlicht werden. Dann könnten die LAGs bis Ende des Jahres ein LEADER-Management ausschreiben und beauftragen, das dann zu Beginn des Jahres 2024 seine Arbeit aufnehmen würde. Doch bisher konnte Landesfinanzminister Michael Richter (CDU) kein Startdatum versprechen.

Das ist aus zwei Gründen ein Problem. Zum einen kann momentan kein einziges Projekt gefördert werden, was Zeit kostet und Bauvorhaben vermutlich noch teurer macht als zum Zeitpunkt der Projektidee. Zum anderen werden die LAGs, sollte es keine Richtlinie bis Juli geben, kaum noch eine Chance haben, ein qualifiziertes LEADER-Management zu finden. Das Landesfinanzministerium besteht nämlich darauf, dass ein LEADER-Management aus zwei Vollzeitstellen besteht, die entweder bei den LAGs oder einer Agentur für das LEADER-Management angestellt sind. Als Folge haben viele kleinere Büros, die seit Jahrzehnten für mehrere LAGs das LEADER-Management parallel gemacht haben, sich bereits zurückgezogen.

Es werden also neue Agenturen von woanders gesucht und engagiert werden müssen. In Brandenburg sind die Ausschreibungen für das LEADER-Management bereits gestartet, in Niedersachsen und Thüringen geht es bald los. Andere Bundesländer haben schon ihr LEADER-Management beauftragt. Die 24 LAGs aus Sachsen-Anhalt sind ab Herbst gezwungen, zum einen landesfremde Expert:innen zu engagieren und zum anderen überhaupt noch welche zu finden, wenn sämtliche anderen LAGs in Deutschland bereits ein LEADER-Management beauftragt haben.

Es ist dringend notwendig, dass die Landesregierung den LEADER-Prozess mit Priorität organisiert bekommt. Das Land braucht die Fördermittel aus Brüssel, die gezielt in den ländlichen Raum investiert werden können und diesen voranbringen. Rund 80 Prozent der Bevölkerung Sachsen-Anhalts leben in ländlichen Räumen, die Coworking-Szene des ostdeutschen Bundeslandes konzentriert sich allerdings noch in den wenigen Städten Sachsen-Anhalts. LEADER kann das ändern.

Bis denn, dann… Tobias Kremkau