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WildLand - Grüne Innovationen für Stadt und Land

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Nachhaltigkeit – ein Begriff, der in aller Munde ist. Bei WildLand wird aber nicht nur davon erzählt, sondern auch danach gelebt. Wir haben bei Marie und Sascha Fritzsch nachgefragt, wie es zur Gründung von WildLand kam und wie sich ihr Alltag seitdem verändert hat.

Wer verbirgt sich hinter WildLand?

Hallo, wir sind Sascha und Marie, haben drei Kinder und sind Hochschulabsolventen des Fachbereichs Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung mit dem Studiengang „Naturschutz und Landschaftsplanung“. Vor 15 Jahren sind wir fürs Studium nach Bernburg gekommen und mittlerweile in Gröna sesshaft geworden.

Wir waren beide schon immer sehr naturverbunden und haben uns während des Studiums sowie im Rahmen studentischer Minijobs mit verschiedenen floristischen als auch faunistischen Themenbereichen auseinandergesetzt.

Was ist das Besondere an WildLand?

Die Idee zu WildLand kam uns bereits Anfang 2020. Klares Ziel war es, eine Arbeit mit Mehrwert auszuüben, die einen Beitrag zum Naturschutz leistet. Wir wollen die Artenvielfalt fördern und lebenswerte, multifunktionale sowie identitätsstiftende Kulturlandschaften erhalten und entwickeln.

Bei WildLand fokussieren wir uns daher auf zwei Geschäftsbereiche, den Wildpflanzenanbau (Saatgut, Stauden, Vermehrung, Handel) und das Landschaftsmanagement (Biotoppflege, Maßnahmenumsetzung, Artmonitoring, naturschutzfachliche Beratung), sodass wir uns grundsätzlich entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Bereich Naturschutz bewegen. Die Wildsamen- und Staudenproduktion ist bereits erfolgreich angelaufen.

Im Bereich der Wildsamenproduktion gibt es einen breiten Markt, dessen Nachfrage das Angebot weit übersteigt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Produzenten haben wir uns dazu entschieden, unsere Produkte (Saatgut und Stauden) im kontrolliert biologischen Anbau zu produzieren und zu vermarkten. Dennoch stehen wir mit anderen Produzenten nicht zwangsläufig im Wettbewerb, sondern viel mehr im engen Austausch.

Ihr sagt: „Man kann nur schützen, was man kennt.“ Habt ihr deshalb hier in der Region gegründet?

Ja! Wir haben im Rahmen unseres Studiums viele schöne Regionen und Arten in Sachsen-Anhalt kennengelernt, die uns sonst nicht so einfach zugänglich gewesen wären.

Marie hat bis vor kurzem in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Sabine Tischew gearbeitet. Dabei ging es speziell um die Förderung der Sand-Silberscharte, eine in Sachsen-Anhalt stark gefährdete Art. Ein sehr vielseitiger Job, der durch wissenschaftliches Monitoring im Gelände als auch durch Büroarbeit geprägt war. Sascha arbeitet in verschiedenen wissenschaftlichen Projekten in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Matthias Pietsch, deren Arbeitsschwerpunkte grundsätzlich das gesamte Feld des Naturschutzes umfassen.

Bei jeder Gründung gibt es Stolpersteine. Welche waren es bei euch?

Ganz klar die Finanzierung! Viele Behörden und Banken finden unsere Gründungsidee zwar super, jedoch passen wir in keine der klassischen Schubladen. Als studierte Naturschützer bekommen wir einerseits keine Förderung, weil wir keine landwirtschaftlichen „Qualifikationen“ besitzen, andererseits betreiben wir Landwirtschaft und werden daher u. a. von vergünstigten Förderkrediten ausgeschlossen.

Nach vielen Anläufen, Gesprächen, Beratungen und Absagen haben wir unser Vorhaben mit Eigenmitteln und einem teuren Hausbankkredit realisiert.
Alles jedoch mit deutlich geringerem Finanzvolumen als geplant, dafür mit deutlich mehr Körper- und Zeiteinsatz.

Wie hat sich euer Leben seit der Gründung verändert?

Unser Leben dreht sich ausschließlich um die Arbeit und unsere drei Kinder. Bereits im Februar / März beginnen die Vorbereitungen für den Wildpflanzenanbau, wenn im Gewächshaus die Pflanzen vorgezogen werden. Sobald diese auf dem Acker sind, müssen sie ständig überwacht werden, das heißt bewässern, Unkraut entfernen, Reife prüfen und je nach Blütezeit ernten. Vieles davon passiert noch per Hand, da die finanziellen Mittel fehlen.

Wenn dann im November die kältere Periode beginnt, verlagert sich die Arbeit größtenteils an den Schreibtisch. Gerade haben wir uns nach EU-Öko-Verordnung als Bio-Betrieb zertifizieren lassen, was wie bei jeder Zertifizierung viel Papierkram bedeutet.

Man sollte nicht unterschätzen, welche Auswirkungen ein solches Vorhaben auf das Familienleben hat. Urlaub in der Hochsaison oder lange Reisen sind schlichtweg nicht möglich. Selbst wenn zwei Tage im Gewächshaus nicht gegossen wird, kann das schon zum Verlust tausender Pflanzen führen, was unsere Existenz stark gefährden würde. Aber wir blicken positiv in die Zukunft. Möglicherweise können wir in ein paar Jahren einen Teil der Verantwortung an vertrauensvolle Mitarbeiter abgeben, wenn unser Unternehmen gewachsen ist.

Was möchtet ihr zukünftigen Gründer:innen mit auf den Weg geben?

Manchmal muss man gegen jede Vernunft ins kalte Wasser springen. Wir haben im Nebenberuf mit drei Kleinkindern ein sehr arbeitsintensives Gründungsvorhaben realisiert und würden es jederzeit wieder tun.

Jeder weitere Schritt und jede neue Aufgabe erinnert uns an die Prüfungszeit während des Studiums, das gleiche aufgeregte Bauchgefühl, die Erleichterung danach und das Wissen, dem Ziel ein Stück näher gekommen zu sein.