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Vom Mitgestalten im Studium profitierte ich in meiner gesamten Berufstätigkeit.

„Die Diplomarbeit entstand in den 90er Jahren schon auf dem PC, auch wenn selbst Smartwatches heute mehr Kapazität haben.“

 

Wie war das Studieren damals, als die Welt noch analoger war und die Diplomarbeiten zum Teil noch auf der Schreibmaschine entstanden?

Die Diplomarbeit entstand in den 90er Jahren schon auf dem PC, auch wenn selbst Smartwatches heute mehr Kapazität haben. Das Internet war für mich mein Fundus an Informationen über das Qualitätsmanagement in der Hauswirtschaft. Das nutzte ich in voller damaliger Bandbreite ungestört während der Osterfeiertage, da wir vom Pförtner ganz selbstverständlich auch an Feiertagen den Schlüssel für das PC-Kabinett bekamen. Da nur wenige eigene PCs hatten, war das eine Arbeitsgrundlage.

 

Wie erlebten Sie den Umgang zwischen Lehrbeauftragten und Studierenden?

Studieren bestand damals aus viel persönlichem Kontakt mit Lehrenden und Kommilitoninnen und Kommilitonen. Wir kannten uns alle persönlich, beschmunzelten gegenseitig unsere Hänger in morgendlichen Vorlesungen nach durchgetanzten Nächten und trafen uns bei diversen Sportkursen und -wettkämpfen. Spannend war, mit den Professorinnen und Professoren gemeinsam so manches Praktikum auch inhaltlich mitgestalten zu können. Dieses Mitgestalten ermöglichte mir diverse Praxiserfahrungen in der Raumdesinfektion, das damals noch mit Formaldehyd erfolgte, im virologischen Labor, im betrieblichen Lebenstechnologielabor oder in der Berufs- und Arbeitspädagogik. Von diesen Erfahrungen profitierte ich in meiner gesamten Berufstätigkeit.

„Bis heute bin ich als Freiberufler in der Schulung und Beratung sozialer Einrichtungen deutschlandweit tätig.“

 

Wohin und in welcher Mission hat das Leben Sie nach dem Studium verschlagen?

Da mir niemand als hauswirtschaftliche Leitungskraft oder Haushaltswirtschaftler meine Gehaltsvorstellungen erfüllen wollte, musste ich mich selbstständig machen und mir diese selbst erfüllen. Bis heute bin ich als Freiberufler in der Schulung und Beratung sozialer Einrichtungen deutschlandweit tätig. Grundlage war und ist neben meinen zahlreichen Praxiserfahrungen und eigenen Weiterbildungen die enorme Fächerbreite, die ich am Campus Bernburg abgeschlossen habe.

Meine Mission ist es, die unglaubliche Vielfalt der Hauswirtschaft in ihrer besonderen Bedeutung für die Lebensqualität der in den sozialen Einrichtungen lebenden Menschen bewusst zu machen und weiterzuentwickeln.


Welches Ereignis aus dem Studium ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Meine eigentliche Diplomprüfung hatte ich ein halbes Jahr vor Studienabschluss, als ich einer Gruppe angehender Heimleiterinnen und Heimleitern von Altenpflegeeinrichtungen eine Woche Hauswirtschaft und Ernährung vermittelte. Am letzten Tag räumte ich den Lernenden die Möglichkeit ein, mir fachliche Fragen aus Ihrer Praxis zu stellen. Das Angebot nahmen sie gerne an und jagten mich durch alle Fachgebiete meines Studiums.

Dabei wurde ich in meiner Prämisse bestärkt, dass die Wissenschaft der Praxis dienen muss und sich an ihr beziehungsweise dem Nutzen für die Praxis messen lassen muss. Dies griff ich auch im Schlusswort der Verteidigung meiner Diplomarbeit auf. Damit war ich aber offensichtlich einigen wissenschaftsfokussierten Lehrkräften zu weit vorausgeeilt. Um so mehr freute es mich dann Jahre später, diesen Gedanken in einem Artikel dieser Lehrkräfte wiederzufinden.

 

Sind Sie nach all den Jahren immer noch vernetzt mit Weggefährten aus dem Studium?

Ja, mit zwei damaligen Studiengefährtinnen bin ich in kontinuierlichem, auch familiärem Kontakt.

Um so mehr freue ich mich, wenn ich ab und zu bei verschiedenen Gelegenheiten weitere Weggefährten irgendwo auf der Welt wiedertreffe. Beispielsweise besuchte ich vor drei Jahren während einer Urlaubsreise meinen damaligen Karatetrainer aus Bernburg in seinem neuen Zuhause in Kalifornien.

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