Sie haben die Wissenschaftler in uns geweckt!

Es war ein kalter Oktobertag als ich von dem sonnigen Hyderabad in Indien nach Deutschland kam. Und dennoch, die ersten Tage lief ich nur mit einem Hemd und einer Hose bekleidet durch die Stadt. Vielleicht lag es am Kulturschock, ich kann es nicht genau sagen. Köthen war meine erste Station in Deutschland – ein ziemlich schönes, kleines Städtchen mit einer bildhübschen Hochschule. Einiges war damals schon digital, aber dennoch war meine Welt noch ziemlich analog - bis auf mein Laptop und ein Handy (damals noch kein Smartphone).

Eine Kamera hatte ich nicht, erst ein paar Jahre später habe ich mir meine allererste Kamera (analog) angeschafft. In der ersten Woche meines Studiums begleitete mich ein ständiges Glücksgefühl: Ich studiere im Masterstudiengang Biomedical Engineering! Die Unterrichtsräume in dem Gebäude sahen alle so gotisch aus. Unsere Professoren waren fast alle in den letzten Berufsjahren und hatten noch viel aus der analogen Zeit in sich. Fachlich waren sie alle sehr begabt und haben die Wissenschaftler in uns erweckt, was die zahlreichen Promotionsarbeiten meiner Klassenkameraden bestätigen. Da ich ein Fan der analogen Zeit bin, fand ich die alten Geräte, die meistens neben den moderneren lagen und womit wir arbeiteten, viel interessanter. Sie waren für mich der Beweis dafür, wie sich Wissenschaft über verschiedene Jahrzehnte entwickelt hat. Man lernt immer neue Sachen mit diesen Maschinen und ich erhielt daraus einen Einblick in die damalige Denkweise. Das bringt mich aber auch zu der Frage, wie hat man damals gelebt ohne dieses digitale Gedöns, was wir heutzutage haben?

Die Zeit an der Hochschule Anhalt werde ich nie vergessen, besonders die Zeit neben dem Regelstudium. Dienstags zum Hochschulsport Klettern, mittwochs in das Irish Pub zum Pub Quiz Tag, freitags in den Mensakeller und oh ja: Die fast täglichen Abende, die ich mit meinen Mitbewohnern und Nachbarn mit Kochen und Essen verbrachte.