Projekt

MOK - Online-Kommunikation Exkursion

Digitales Nomadentum auf Bali 2018

  • © Stefan Stumpp

Arbeiten, wo andere Urlaub machen - das geht? Auf Bali schon. Denn die kleine Insel im Indischen Ozean hat sich in den letzten Jahren zu einem Paradies für sogenannte Digitale Nomaden entwickelt. Digitale Nomaden sind Menschen, die einen feste Arbeitsplatz haben oder freiberuflich angestellt sind aber nicht am Unternehmensstandort arbeiten, sondern zum Beispiel auf Bali.

Wir, 12 Masterstudenten der Hochschule Anhalt haben uns auf den Weg nach Bali gemacht, um vor Ort zu untersuchen, wie Digitale Nomaden dort leben und arbeiten. Dafür haben wir vor Ort Interviews mit vielen Digitalen Nomaden geführt und über ihre Erfahrungen gesprochen. Um die Situation zu verstehen, haben wir uns auch sogenannte Co-Working Spaces angeschaut, also Orte an denen Digitale Nomaden sich zum Arbeiten treffen.

Die Tage auf Bali waren sehr interessant für uns. In Ubud haben wir uns ein großes Haus inklusive Pool gemietet, sodass die ganze Gruppe gemeinsam untergebracht war. Morgens haben wir gemeinsam gefrühstückt und den Tag besprochen. Einige sind zu den Interviews gefahren, andere haben sich Co-Working Spaces angeschaut.

Außerdem haben wir die nähere Umgebung von Ubud erkundet. Dabei haben einige den Tempel Pura Tirta Empul besucht, waren an den Reisterasse Tegallalang und sind auf einer Schaukel über den Balinesischen Dschungel geschaukelt. Andere haben die Aussicht beim Vulkan Gunung Batur und dem See Danau Batur genossen. Außerdem haben wir die Stadt Ubud erkundet.

Die Menschen, die auf Bali leben und digital arbeiten sind gleichzeitig verschieden und doch demographisch ähnlich. Kaum ein Digitaler Nomade ist älter als 35 Jahre. Sie kommen aus Deutschland, den USA, Großbritannien, Holland oder Australien. Besonders gut für das Digitale Nomadentum eignen sich natürlich Berufe, bei denen man nicht unbedingt am Unternehmensstandort arbeiten muss, dazu gehören Programmierer, Grafikdesigner, Blogger aber auch als Architekten oder Anwälte.

Auch wenn man es vielleicht nicht erwartet, es wird wirklich sehr viel gearbeitet in den verschiedenen Co-Working Spaces. Die Atmosphäre ist mit Kreativität und einer Menge Konzentration aufgeladen. Zwar finden viele Gespräche in den Cafes zwischen den Digitalen Nomaden statt, sie sind aber immer auch beruflicher Natur. Viele, mit denen wir gesprochen haben, sagten uns, dass sie hier genau so viel oder mehr arbeiten, als in einem vergleichbaren normalen Berufsleben. Doch die Freizeit kommt nicht zu kurz. Steven aus Amsterdam erzählte uns, dass er es wichtig findet, sich feste Arbeitszeiten zu setzen. Aufgrund der Zeitverschiebung arbeitet er meist am Nachmittag und in den Abendstunden. Am Wochenende findet man ihn ebenfalls vor seinem Laptop. Dennoch ist ihm der Ausgleich von Arbeit und Freizeit sehr wichtig. “Das Leben ist wichtiger als die Arbeit”, sagte er im Interview. Das ist auch der Grund, warum er auf Bali ist, denn hier steht das Leben und die Freizeit  mehr im Vordergrund als in Europa.

Um die Zusammenarbeit mit den Unternehmen zu vereinfachen, stehen den Digitalen Nomaden verschiedene Projektmanagement-Tools zur Verfügung. Damit strukturieren sie ihre Aufgaben und ihren Tag oder kommunizieren mit ihrem Unternehmen. Häufig wichtiger als die Auswahl eines Tools ist aber ein guter Managementansatz und Prozess für die Arbeit. Doch nicht nur die passenden Projektmanagementtools müssen vorhanden sein. Laut Tobias aus Innsbruck braucht man auch die passende Persönlichkeit für die Arbeit als Digitaler Nomade. Nur die Kombination aus beidem machen die Arbeit erfolgreich.

Bei den Besichtigungen der Co-Working Spaces ist uns außerdem aufgefallen, dass die Gemeinschaft dort einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität auf Bali beiträgt. Im Hubud in Ubud sowie im Dojo in Canggu gibt es zahlreiche Veranstaltungen für Mitglieder, bei denen sie sich nicht nur besser kennen lernen, sondern sich in Seminaren weiterbilden. So wird einem gerade am Anfang der Reise als Digitaler Nomade das Finden neuer Freunde erleichtert und ein großen Netzwerk gebildet.

Doch schon Bali an sich steigert die Lebensqualität des Einzelnen. Dirk aus Magdeburg berichtet uns, dass er zwar auf Bali weniger Verdient, seine Lebensqualität auf der Insel trotzdem höher ist. Hier kann er sich seine Arbeitszeit selbstständig einteilen und hat aufgrund der niedrigen Lebenshaltungskosten mehr von seinem Geld.

In den Co-Working Spaces können außerdem alle von den Fähigkeiten der anderen profitieren und um Rat fragen, wenn man an einem Problem verzweifelt. Dafür gibt es zum Beispiel im Dojo in Canggu eine Tafel, auf der Leute verschiedene Fähigkeiten anbieten oder nachfragen. So entsteht über die Co-Working Spaces ein großes Netzwerk der Digitalen Nomaden, wodurch wichtige Kontakte für das weitere Berufsleben gesammelt werden können.

Unternehmen in Sachsen-Anhalt können jetzt die Vorteile des Arbeitens als Digitale Nomaden erkennen. Insbesondere viele junge und hochqualifizierte Mitarbeiter nehmen es als großen Anreiz wahr, wenn sie die Möglichkeit erhalten, ihre Arbeit für eine Weile aus einem anderen Land auszuführen. Und das erhöht die Motivation. Die Leute arbeiten hier auf Bali nicht weniger, sondern meist mehr, weil sie motiviert sind.

Die politischen Entscheider in Sachsen-Anhalt können lernen, dass eine ländliche Struktur überhaupt keine Bremse für digitale Unternehmer und Arbeiter sein muss. Allerdings ist eine gute digitale Infrastruktur maßgeblich. Im Zweitweltland Indonesien ist Bali ein gutes Beispiel dafür, dass diese nicht von der Größe oder Entwicklung des Landes abhängig ist.

Wer sich auf die Arbeit an einem digitalen Projekt konzentrieren möchte, könnte auch in Sachsen-Anhalt niedrige Lebenshaltungskosten und schöne Landschaften finden. Aber digitale Nomaden brauchen die Vernetzung in kreativen Hotspots und deren Arbeitsatmosphäre und Events. Mit Fingerspitzengefühl und Kreativität könnte man diese auch bei uns anschieben.