Projekt

Sabrina Fesl Semesterarbeit

Tryptophanhaltige Spätmahlzeit

Untersuchung zur Wirkung einer tryptophanreichen Spätmahlzeit auf die Schlafqualität von gesunden Erwachsenen

Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Schlaf. Trotzdem ist dieser bis heute ein in weiten Teilen unverstandenes Phänomen. Unstrittig ist, dass erholsamer Schlaf sowohl für die seelische als auch für die körperliche Gesundheit unverzichtbar ist. Er ist wichtig für den Ablauf regenerativer Prozesse und die Funktionsfähigkeit auf sozialer, psychologischer und beruflicher Ebene.

Laut einer repräsentativen Studie des Robert Koch-Instituts zur „Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ litt circa ein Drittel der 8.000 Teilnehmer während der letzten vier Wochenunter Ein- oder Durchschlafstörungen. Damit können unterschiedliche negative Konsequenzen wie Unruhegefühl, Reizbarkeit, Angst, Depressivität, Unkonzentriertheit und Erschöpfung tagsüber verbunden sein. Ein Mangel an Tryptophan kann unteranderem mit Schlafstörungen korrelieren. Während Ende der 70er und Anfang der 80erJahre Tryptophan als Mittel gegen Schlafstörungen und auch Depressionen in vielen Studien untersucht und propagiert wurde, findet es aktuell in der Selbstmedikation auf dem Gebiet des Schlafes vergleichsweise wenig Beachtung. Ebenfalls ist bis heute nur marginal erforscht, welchen präventiven Effekt Tryptophan auf die Schlafqualität bei Gesunden haben kann.

Tryptophan ist in der L-Form eine proteinogene α-Aminosäure mit einem aromatischen Indol-Ringsystem. Gemeinsam mit Phenylalanin, Tyrosin und Histidin zählt Tryptophan daher zu den aromatischen Aminosäuren. Es gehört zu den essentiellen Aminosäuren und muss dementsprechend exogen mit der Nahrung zugeführt werden. Die tägliche Zufuhrempfehlung liegt beim Erwachsenen bei 4.0 mg / kg Körpergewicht. Als besonders tryptophanreiche Lebensmittel gelten unter anderem Sojabohnen, Cashew- und Erdnüsse, Edamer und Brie, Kakaopulver sowie Eier.

Der menschliche Körper benötigt Tryptophan unter anderem als Ausgangsstoff im zentralen Nervensystem für die Biosynthese von zwei Neurotransmittern: dem Serotonin(auch 5-Hydroxytryptamin) und dem Melatonin. Welche spezifischen Funktionen diese beiden Botenstoffe haben, ist nicht allumfassend geklärt. Serotonerge Bahnen innervieren vor allem limbische Strukturen und die Formatio reticularis, ein Netzwerk von Kerngebieten, das sich über den gesamten Hirnstamm erstreckt. Sie wirken dabei modulierend auf andere Systeme ein und beeinflussen auch Bereiche wie Stimmung, Aggressivität, Ess- und Schlaf-Wach-Verhalten. Ein Sinken des Serotoninspiegels im Gehirn während der nächtlichen Ruhephase kann zu Schlafstörungen führen. Melatonin ist ein Hormon, das von den Pinealozyten in der Glandula pinealis, einem Teil des Zwischenhirns, aus Serotonin produziert wird und den Tag-Nacht-Rhythmus des menschlichen Körpers steuert. Die dem Tryptophan gegen Schlafstörungen zugesprochenen Wirkungen wurden also zum einen aufgrund der Verteilung der serotoninergen Bahnen im Gehirn und zum anderen wegen des Anstiegs der Melatoninkonzentration im Plasma postuliert. Durch das Angebot der Vorstufe soll mit L-Tryptophan einem Serotonin- und Melatoninmangel entgegengewirkt und die Schlafqualität so verbessert werden.

Zwei ältere Metaanalysen vor allem von Studien mit kleiner Patientenzahl kommen zu dem Schluss, dass Tryptophan bei leichten Schlafstörungen das gestörte physiologische Schlafprofil verbessert und die Schlaflatenz bei gesunden Probanden verringert. Die hypnotische Potenz ist allerdings gering und einer Placebogabe nur leicht überlegen. In allen Evaluationen wurde Tryptophan isoliert in Form von Kapseln, Pulver oder Tabletten verabreicht. Wissenschaftliche Erhebungen mit natürlichen tryptophanhaltigen Lebensmitteln in Bezug auf die Schlafqualität existieren gemäß eigener Literaturrecherche nicht. Ziel der nachfolgend beschriebenen Auswertung war es daher, die Wirkung einer tryptophanreichen Spätmahlzeit auf die Schlafqualität von gesunden Erwachsenen zu untersuchen.

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