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Naturschutz trifft Energieerzeugung

Bei der Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen spielt die Windkraft eine entscheidende Rolle. Windräder und Windparks sind insofern schon zum Symbol für nachhaltige Energieerzeugung geworden – gleichzeitig werden sie leider auch oft zur Gefahr für verschiedene Fledermausarten. Die nachtaktiven Tiere verlassen sich auf ihren Flügen durch die Dunkelheit auf die Fähigkeit der Echoortung: Da sie aber die Bewegung der Windräder nicht registrieren können, kommt es häufig zu Kollisionen mit Rotorblättern oder zu Barotraumata in den Verwirbelungen hinter den Rotorblättern. Bedroht sind sowohl einheimische Zwergfledermäuse als auch Arten aus anderen Regionen, z. B. Abendsegler aus Skandinavien oder dem Baltikum.

Bisher ist die einzige Option zum Artenschutz das Abschalten von Windrädern ab der Abenddämmerung in Gebieten, die von Fledermäusen stark frequentiert werden. Dies senkt jedoch die Energieausbeute der Anlagen. Hier setzt das Forschungsprojekt BATAWAY an: Das ambitionierte Ziel von Projektleiter Professor Ingo Chmielewski und seinen wissenschaftlichen Mitarbeitern Matthias Bley und Andreas Schulte ist es, die Erzeugung grüner Energie mit dem Schutz der Fledermäuse zu vereinbaren.

Mit dem neuen Teilprojekt Entwicklung eines Verfahrens zur gezielten Lenkung des Raumnutzungsverhaltens von Fledermäusen gegenüber Windenergieanlagen durch artspezifische Ultraschall-Laute ist es dem engagierten Team gelungen, umfangreiche Fördermittel einzuwerben, welche die Fortsetzung der Forschungen bis Mitte 2022 erlauben.

Das grundsätzliche Ziel des Projektes besteht darin, Fledermäuse durch Abstrahlung spezieller Ultraschalllaute, die den Sozialrufen der potenziell betroffenen Fledermausarten entsprechen, von den laufenden Rotoren einer Windenergieanlage (WKA) fernzuhalten und deren Flugbahnen in ungefährdete Räume zu lenken. Diese Laute sollen grundsätzlich in Zeitfenstern erwarteter Fledermausaktivität permanent ausgesendet werden, um damit die Tiere aktiv fernzuhalten. In Gebieten mit höherer Fledermausaktivität würden so neben dem unmittelbaren Schutz der Tiere auch die Energieausbeuten spürbar gesteigert werden, da die Abschaltzeiten der Windkraftanlagen minimiert oder sich sogar ganz erübrigen würden.

Im Rahmen des Projektes werden geeignete technische Komponenten und Testverfahren entwickelt und erprobt. In enger Zusammenarbeit mit kooperierenden Unternehmen werden wissenschaftliche und technologische Grundlagen untersucht. Die praktischen Meilensteine des Projektes werden über die Konstruktion und den Aufbau eines Forschungsdemonstrators bis hin zum Test der Anwendbarkeit der auf Basis von Mikrocomputersystemen zu entwickelnden Technologie sowohl an einzelnen Windrädern als auch in Windparks führen.

Für die wissenschaftlichen Mitarbeiter Matthias Bley und Andreas Schulte ist das Projekt eine echte Herzensangelegenheit: Die jungen Forscher haben sich schon für ihre Bachelor- bzw. Masterthesis mit dem Schutz der Fledermäuse an Windkraftanlagen beschäftigt.


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