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„Oranienbaumer Heide“ zur „Weidelandschaft des Jahres 2017“ gekürt

Die Oranienbaumer Heide wurde heute vom Verein „Weidewelt e.V.“ zur "Weidelandschaft des Jahres 2017" gekürt. Grund dafür ist die erfolgreiche Umsetzung einer großflächigen extensiven Ganzjahresbeweidung auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz und der zahlreichen positiven Effekte auf die Zielarten der Heide- und Sandrasenökosysteme. Der Titel wurde heute, am 6. Juli, offiziell durch den Vorstandsvorsitzenden des Vereins, Gerd Bauschmann, an die Hochschule Anhalt, Prof. Dr. Tischew und die Primigenius gGmbH, Dr. Reinhard, übergeben – im Beisein der Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Claudia Dalbert, dem Landrat des Landkreises Wittenberg, Jürgen Dannenberg, dem stellvertretenden Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Prof. Dr. Werner Wahmhoff sowie zahlreichen weiteren beteiligten Institutionen.


Ziel des Vereins „Weidewelt - Verein für naturschutzkonforme Landnutzung durch Beweidung e.V.“ ist es, auf die Bedeutung extensiver Weidelandschaften für Biodiversität, Klima- und Hochwasserschutz, Erholung sowie die Erzeugung gesunder Nahrungsmittel aufmerksam zu machen. Dazu ruft ein Kuratorium, dem der Verein „Weidewelt e.V.“ angehört, jährlich die „Weidelandschaft des Jahres“ aus.


Das großflächige Beweidungsprojekt in der Oranienbaumer Heide bei Dessau startete im Jahr 2007 mit dem Ziel, ein aus Sicht des Naturschutzes besonders wertvolles Heidegebiet durch extensive Ganzjahresbeweidung und ergänzende Managementmaßnahmen zu erhalten und zu entwickeln. Der ehemalige sowjetische Truppenübungsplatz liegt im Biosphärenreservat Mittelelbe und ist Teil des europäischen Schutzgebietssystems Netzwerk NATURA 2000.


„Das Beweidungsprojekt ‚Oranienbaumer Heide‘ ist eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen in Sachsen-Anhalt sucht. Vom einstmals militärisch genutzten Areal zu einem der artenreichsten Gebiete im Land – diese Entwicklung war nur durch das Engagement von vielen aktiven Naturschützern möglich. Das Projekt ist ein wichtiger Schritt zur Erhaltung der biologischen Vielfalt auch für künftige Generationen", so die Ministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert.


Die Oranienbaumer Heide wurde von der Bundesregierung im Jahr 2009 zum Nationalen Naturerbe erklärt und an die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU Naturerbe, übergeben. „Das Beweidungsprojekt ist von zentraler Bedeutung, weil dadurch Lebensräume gefährdeter Tier- und Pflanzenarten des Offenlands erhalten bleiben“, betont Prof. Dr. Werner Wahmhoff, stellvertretender Generalsekretär der DBU und fachlicher Leiter sowie Prokurist des DBU Naturerbes. Schon bevor die Fläche 2009 in die Verantwortung der DBU Tochter übergegangen ist, förderte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt ein Modellprojekt (2007 – 2011). Initiatoren waren die Hochschule Anhalt sowie die „Primigenius – Köthener Naturschutz- und Landschaftspflege gGmbH“ des NABU-Regionalverbandes Köthen mit Sitz in Wulfen. Seit 2011 wurde das Projekt über ELER-Mittel des Landes Sachsen-Anhalt fortgeführt und weiterentwickelt. Neben der Projektkonzeption und -koordination begleitet die Hochschule Anhalt die umgesetzten Managementmaßnahmen wissenschaftlich und macht Vorschläge zur Optimierung des Managements. Die Primigenius gGmbH ist Bewirtschafter der 800 ha großen Weidefläche. Viele weitere regionale und überregionale Kooperationspartner haben das Projekt fortlaufend unterstützt und engagiert zum Gelingen des großflächigen Naturschutzprojektes beigetragen: darunter die Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe, der Bundesforstbetrieb Mittelelbe, das Landesverwaltungsamt, das Landesamt für Umweltschutz, die Untere Naturschutzbehörde Wittenberg sowie das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Anhalt (ALFF).


Hintergrundinformationen:

Auf 800 Hektar (ha) Fläche weiden in der Oranienbaumer Heide robuste Rinder- und Pferderassen ganzjährig in Lebensräumen von europäischer Bedeutung (Heiden, Basenreiche Sandrasen, Dünenlebensräume). Mit dieser enormen Flächenausdehnung ist die Weidefläche die größte in Sachsen-Anhalt und die größte zusammenhängende Weidefläche auf Heide- und Magerrasenökosysteme in Deutschland. Auf ca. 470 ha wurden im Gebiet ergänzend großflächig Maßnahmen wie das Entnehmen von Gehölzen und die einmalige Mahd von Altheide zur Renaturierung der zu Projektbeginn stark verbuschten Offenlandlebensräume umgesetzt. Diese Maßnahmen waren notwendig, da nach dem Abzug der sowjetischen Truppen Anfang der 90er Jahre keine Nutzung der Flächen erfolgte und das Gebiet zu Projektbeginn teilweise zugewachsen sowie das Heidekraut stark überaltert war. Das Management trägt dazu bei, dass eine Vielzahl an seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten deutlich zugenommen haben. Dies steht in deutlichem Gegensatz zu dem allgemeinen Trend des Verlusts der Artenvielfalt in der intensiv genutzten Agrarlandschaft sowie der durch Nutzungsaufgabe geprägten Marginalstandorte in der Kulturlandschaft. Ein Teil der Weidefläche (450 ha) ist in reguläre Agrarförderprogramme eingebunden und sichert damit den Erfolg der Managementmaßnahmen über einen längeren Zeitraum.