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Tagung | Digitalisierung und Maschinenbau 4.0

Vom 21. bis 22. November 2019 tagten an der Hochschule Anhalt die Mitglieder des Fachbereichstages Maschinenbau e.V. (FBTM e.V.) zum Thema: „Digitalisierung und Maschinenbau 4.0 – eine Herausforderung für die moderne Hochschulausbildung im Maschinenbau“.

In diesem Jahr hat die Hochschule Anhalt die Organisation der Fachtagung übernommen.  „Wir haben zwei konstruktive Tage mit angeregten Diskussionen erlebt. Der Campus Köthen der Hochschule Anhalt mit seinen hervorragend ausgestatteten Laboren hat den perfekten Rahmen für unser diesjähriges Motto Digitalisierung und Maschinenbau gegeben. Zeigt doch der Campus mit den unterschiedlichen Fachbereichen Informatik und Sprachen (FB5), Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen (FB6) sowie Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik (FB7) an einem Ort vereint, dass sich unterschiedliche Disziplinen mehr ergänzen, statt abschotten müssen“, so die Vorsitzende des FBTM e.V., Professorin Monika Greif.

Der Anfang war geprägt von studienbasierten Gastbeiträgen von Dr. Franziska Seimys (VDMA Bildung) und Dr. Sasa Jacob (VDI), die Anforderungen zu Studieninhalten und Kompetenzen formulierten. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmer*innen im Rahmen eines Worldcafé-Formates die konkreten Umsetzungen.

Die wichtigsten Ergebnisse des Worldcafés

Erarbeitet wurden Vorschläge zu ergänzenden und veränderten Inhalten aus den Gebieten Elektrotechnik und Informatik, aber auch zur Verbesserung von Methodenkompetenz und Prozessverständnis und den immer wichtiger werdenden „Social Skills“. Besonders gefragt war die geballte „Schwarm-Intelligenz“ der tagenden Maschinenbauer*innen bei den curricularen Kürzungsvorschlägen. Hier zeigte sich, dass der Teufel im Detail liegt, d.h. nicht der Wegfall ganzer Fächer wurde für zielführend gehalten, sondern deren Durchforstung.

Verleihung des Deutschlandpreises 2019 des FBTM

Der Abend stand ganz im Zeichen des Maschinenbau-Nachwuchses. Vier herausragende Abschlussarbeiten wurden mit dem Deutschlandpreis 2019 des FBTM ausgezeichnet. Aus der Vielzahl der hervorragenden Einreichungen hatte eine Fachjury unter Vorsitz von Prof. Dr. Winfried Perseke von der Hochschule Coburg jeweils zwei Preisträger für die Kategorien Bachelor und Master für einen ersten Platz empfohlen. Prof. Perseke überreichte die Urkunden, die mit einem Preisgeld von je 1.500 Euro verbunden sind. „Die anschließenden Präsentationen der Preisträger vor dem interessierten Fachpublikum zeigen die Breite des Anwendungsbezugs der an HAW vorwiegend in Unternehmen erstellten Abschlussarbeiten“, so die Vorsitzende Professorin Greif. Weiterhin spiegelte sich auch das Motto dieser Fachtagung im professionellen Umgang mit Software und Sensorik wider.

•    Mit Platz 1 für seine Bachelorarbeit wurde Jonas Nawrath von der Hochschule RheinMain mit dem Titel: "Implementierung einer Temperaturregelung in die thermische Keimsperre leitungsgebundener Wasserspender“ ausgezeichnet (Betreuung durch Prof. Dr. Metzler und Brita GmbH).

•    Ebenfalls Platz 1 in der Kategorie Bachelor ging an Jan-Eric Skirde von der Hochschule Koblenz für seine Abschlussarbeit mit dem Titel „Entwicklung eines stationären Aussen-Luftreinigers für Allergiker mithilfe numerischer Strömungssimulation“ (Betreuung durch Prof. Dr. Andreas Huster und die Alfred Kärcher SE & Co. KG).

•    Platz 1 bei den Masterarbeiten ging an Andreas Baur von der Hochschule Kempten mit seinem Thema „Entwicklung eines Hilfsmassendämpfers zur Optimierung der dynamischen Steifigkeit eines Bearbeitungszentrums“ (Betreuung: Prof. Hubert Mayr).

•    Weiterhin konnte Matthias Knape von der Hochschule Anhalt mit seiner Masterthesis „Untersuchung zur dieselähnlichen Wasserstoffverbrennung in einem Vierzylinder-Forschungsmotor“ (Betreuung: Prof. Dr. Günther Gern) überzeugen und erhielt ebenfalls eine Ehrung als erster Platz in der Kategorie Master.

Am zweiten Tagungstag wurde Digitalisierung als Forschungsthema an Hochschulen in Kooperation mit Unternehmen beleuchtet. Interessante Einblicke in die Digitalisierungsstrategie der Deutschen Bahn AG gewährte hier der Leiter des zentralen Produktmanagements der DB Fahrzeuginstandhaltung, Michael Otto. Prof. Dr. Carsten Schulz und Dr. Christian Reiser vom WTZ Roßlau zeigten anhand von wegweisenden Innovationen die Wichtigkeit einer praxisgeprägten Forschungsarbeit für die Wirtschaft. Beispiele und Rahmenbedingungen wurden anhand des Campus Köthen der Hochschule Anhalt verdeutlicht. „Gerade an der Hochschule Anhalt versuchen wir mit interdisziplinären Ansätzen, unsere Studierenden für technische Themen der Zukunft zu faszinieren, um sie fit zu machen für innovative Entwicklungen in der Industrie“, so Professor Ulrich-M. Eisentraut, Mitglied des FBTM e.V. und Lehrender an der Hochschule Anhalt.

Wichtigste Ergebnisse der Fachtagung 2019

Zum Abschluss der diesjährigen Fachtagung wurde folgendes Fazit gezogen: Es zeigt sich, dass viele Fachbereiche ihre Curricula stetig weiterentwickeln und dass nicht nur informations- und elektrotechnische Fächer schon lange zum Standard im Studium gehören. Viele bevorzugen die Integration der jeweils neuen Software-Werkzeuge in die jeweiligen Fächer. Für Außenstehende ist das oft nicht zu erkennen, so dass fälschlicherweise der Eindruck entsteht, Maschinenbau sei kein moderner zukunftweisender Studiengang. Auch die vielbeschworenen Soft-Skills sollen eher mit Lernformen wie interdisziplinären Projekten zusammen mit fachlichen Inhalten vermittelt werden. „Im Gegensatz zu anderen technischen Disziplinen verfügt der Maschinenbau mit der Konstruktion allerdings bereits im Grundstudium über ein Fach, das die anderen Grundlagenfächer wie Technische Mechanik, Werkstoffkunde oder Fertigungsverfahren in der Anwendung zusammenführt“, so Monika Greif.

Daneben muss aber für übergreifende Themen wie Big Data oder künstliche Intelligenz Platz im Curriculum geschaffen werden. Spannend war die Diskussion, welche Inhalte dafür entfallen könnten. Auch hier wurde keine einfache Lösung gefunden, vielmehr müssen die Fächer im Detail durchforstet werden.

Als weiteren Schritt infolge der Fachtagung wird die Arbeitsgruppe „Digitalisierung“ des FBTM e.V. die Tagungsergebnisse in einem Positionspapier für die nächste Mitgliederversammlung im Herbst 2020 aufbereiten. Damit sollen die Maschinenbau-Fachbereiche bei der Weiterentwicklung ihrer Curricula unterstützt werden.

 
Bildergalerie: Impressionen von der Fachtagung des FBTM am 21./22.11.2019