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Wie informiert sind die Verbraucher wirklich?

Umfrage zur Lebensmittelkennzeichnung gibt Aufschluss über Informiertheit der Verbraucher

Eine Umfrage zum Thema Lebensmittelkennzeichnung hat ergeben: Verbraucher sind unzureichend informiert. Die Informationen auf den Produktpackungen sollen den Verbraucher vor Irreführung und Täuschung schützen. Angaben wie Herkunft, Zutaten und Herstellungsverfahren sollen  Transparenz über das jeweilige Produkt ermöglichen. Es bleibt jedoch die Frage, ob die Konsumenten diese Daten verstehen und in ihre Kaufentscheidung einbeziehen. Betreuung von Prof. Dr. Dietlind Hanrieder am Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung der Hochschule Anhalt führten vier Studentinnen im Zeitraum August bis September 2010 eine repräsentative Umfrage zur Lebensmittelkennzeichnung durch. Dazu wurden 311 Personen im Mindestalter von 18 Jahren befragt. Als Befragungsorte wurden verschiedene Super- und Wochenmärkte in Thüringen ausgewählt.

Die Umfrage machte deutlich, dass die Mehrheit der Befragten ihre Lebensmittel nach Gewohnheit auswählt. Nur 27% der Personen gaben an, dass die Angaben auf den Verpackungen zur Kaufentscheidung beitragen. Die Mindesthaltbarkeit ist ein wichtiger Aspekt beim Einkauf von Lebensmitteln. Informationen über den Hersteller werden hingegen als eher unwichtig beurteilt. Außerdem achten Frauen mehr auf die Nährwertangaben als Männer. Weiterhin stellte sich heraus, dass der Unterschied zwischen dem Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum mehr als zwei Dritteln der Umfrageteilnehmer nicht geläufig ist. Die Bedeutung des aufgedruckten „℮“, das sogenannte EWG-Zeichen vor bzw. hinter der Mengenangabe auf Fertigpackungen, kennt kaum ein Verbraucher.

Bei der Befragung speziell in Bezug auf die Kennzeichnung von Orangengetränken konnte fast die Hälfte der Teilnehmer den Unterschied zwischen Saft, Nektar und einem Fruchtsaftgetränk erklären. Allerdings ist nur wenigen bekannt, dass Direktsaft und Fruchtsaft aus Fruchtsaftkonzentrat von der Zusammensetzung her gleich sind. Probleme traten außerdem auf, als die Verbraucher der Zutat Ascorbinsäure eine Wirkung zuordnen sollten.

Vor allem bei der Kennzeichnung von Milchverpackungen wiesen die Befragungsteilnehmer große Lücken auf. Die verschiedenen Erhitzungsverfahren sind kaum geläufig, da sie sich hinter Fachbegriffen verstecken. Dagegen werden Hinweise zur Lagerung oder zum Verbrauch eines Produktes gut verstanden und umgesetzt.
Wissensunterschiede zwischen Männern und Frauen konnten nicht festgestellt werden. Beide Geschlechter waren nahezu mit dem gleichen Anteil in der Stichprobe vertreten. Es wird jedoch deutlich, dass mit zunehmendem Alter das Verständnis der Lebensmittelkennzeichnung abnimmt. Wider Erwarten gelang es denjenigen mit einem höheren Bildungsabschluss wie einem Studium oder anderen akademischen Grad nicht, mit besseren Kenntnissen zu glänzen.

Insgesamt werden viele Fachbegriffe auf den Verpackungen nicht verstanden oder falsch interpretiert. Um den Verbraucher von Morgen zu einem informierten und kritischen Kunden zu motivieren, ist die Vermittlung von Kenntnissen über die Lebensmittelkennzeichnung bereits in jungen Jahren angebracht und sollte möglichst in den Schulalltag integriert werden. Für die Erwachsenenbildung empfehlen sich Informationsveranstaltungen, z. B. an den Volkshochschulen, die von Ernährungsexperten betreut werden. Noch wichtiger wäre es jedoch, die Käufer zu motivieren, sich mit der Kennzeichnung von Lebensmitteln zu beschäftigen und selbständig Informationen einzuholen. Denn nur ein aufmerksamer und interessierter Verbraucher ist in der Lage, die Angaben auf dem Lebensmitteletikett richtig zu deuten und im Dschungel des Supermarktes die für sich richtige Kaufentscheidung zu treffen.