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Die Zukunft der Arbeit - Studierende erforschen digitale Nomaden

Im Februar hieß es für 12 Studierende der Hochschule Anhalt: Abflug nach Indonesien. Bali stand auf dem Programm! Aber nicht, um dem deutschen Winter zu entfliehen. In der einwöchigen Exkursionsreise warfen die jungen Leute einen Blick in die Zukunft der digitalen Arbeitswelt und besuchten digitale Nomaden. Sie wollten herausfinden, ob das moderne Arbeitsleben Vorreiter für die Arbeit der Zukunft sein könnte. Eine interessante Frage für die Masterstudierenden des Studiengangs Online-Kommunikation – die von allen nur MOKs genannt werden. Was können wir von den Digitalarbeitern lernen?

Bali hat sich in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Arbeitsorte für digitale Nomaden entwickelt. Auf der kleinen Insel im Indischen Ozean finden Angestellte und Freiberufler, die im Home-Office arbeiten und standortunabhängig sind, eine intensive Work-Life-Balance. Die Lebenserhaltungskosten sind gering, der Wohlfühlfaktor in der Sonne hoch – und das Wichtigste: es gibt schnelles und zuverlässiges Internet, in den Co-Working-Spaces, aber auch an jeder Ecke, in jedem Café oder Restaurant.

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In verschiedenen Interviews sollten sich die MOKs einen Eindruck von dem Arbeitsalltag der digitalen Nomaden erarbeiten, so der Plan von Professor Send, Leiter des Masterprogramms. Sie erfuhren, dass ein Arbeiten aus der Ferne mit ein paar wenigen Projektmanagement-Tools und dem Anpassen der Arbeitszeiten an die Zeitzone ziemlich problemlos funktioniert. „Was wir hier lernen, ist autonom zu arbeiten“, erzählt Dirk Franke, gebürtiger Magdeburger und seit 2009 digitaler Nomade. Er berichtet von seinem Arbeitsalltag und seinen Lernerfahrungen. „Projektplanung und Projektmanagement“, zählt Franke dabei zu den Kernkompetenzen der digitalen Nomaden. Denn selbst, wenn man nicht als Projektmanager angestellt ist, lernt man proaktiv an Problemen zu arbeiten. Eine Herausforderung ist die Umstellung in den digitalen Arbeitsalltag allemal. Von acht bis fünf ins Büro? Gemeinsame Mittagspause in der Kantine? Der Kollege sitzt am Nachbarschreibtisch? In der dieser Arbeitswelt gibt es solche Strukturen nicht. Doch auf einen festen Arbeitsalltag treffen die Studierenden auch hier.

In den Städten Ubud und Canggu besuchten sie die Co-Working-Spaces „Hubud“ und „Dojo“. Die beiden Städte sind bei digitalen Nomaden auf Bali besonders beliebt.  Co-Working-Spaces sind wie Cafés aufgebaut und mit großen Holztischen, Stromanschluss und High-Speed Internet ausgestattet. Die Menschen arbeiten teilweise barfuß, mit T-Shirt und kurzen Hosen. Hier reiht sich Laptop an Laptop - die Arbeitsplätze werden stundenweise gemietet. Ein Dach aus Bambus spendet Schatten, vor ihnen streift der Blick auf Reisfelder. Linda Koinzer, eine der Studentinnen aus der Forschungsgruppe, ist erstaunt über die konzentrierte Atmosphäre. „Auch wenn man es vielleicht nicht erwartet, es wird wirklich sehr viel gearbeitet in den verschiedenen Co-Working Spaces.“ Und das nicht nur alleine. Koinzer bemerkte viele Gespräche in den Cafés. „Sie sind aber immer auch beruflicher Natur.“ Die Co-Working-Spaces sind gleichzeitig Büro und Wohnzimmer der Nomaden. „Die Gemeinschaft dort trägt einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität auf Bali.“ Die ist auf Bali insgesamt sehr gut. Denn obwohl die Menschen hier genauso viel, oder sogar mehr als in einem „normalen“ Job arbeiten, sind sie zufriedener. Auf die Studentin Linda Koinzer machten die Nomaden einen hochmotivierten Eindruck: „Die Leute arbeiten hier auf Bali nicht weniger, sondern meist mehr, weil sie motiviert sind.“ Eine stimmige Work-Life-Balance sorgt für mehr Zufriedenheit. Dirk Franke, der Nomade aus Magdeburg bestätigt das: „Auf Bali verdiene ich zwar weniger. Meine Lebensqualität ist trotzdem höher. Ich kann meine Arbeitszeit selbstständig einteilen und habe aufgrund der niedrigen Lebenshaltungskosten mehr von meinem Geld."

„Ein selbstständiges Zeitmanagement, eine ausgewogene Work-Life-Balance und das autonome Arbeiten“, nimmt Masterstudentin Nathalie Malke als Kerninhalte des digitalen Arbeitslebens der Nomaden auf Bali mit nach Hause. Anforderungen an eine Arbeitswelt, die auch die Studentin und ihre Kommilitonen begrüßen würden. Und die sie in der fortschreitenden Digitalisierung in den nächsten Jahren immer mehr erfüllt sehen. Erich Etzel sieht wie seine Kommilitonen künftig einen starken Trend zu mehr Flexibilität im Arbeitsalltag: „Eine stark zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt wird dafür sorgen, dass Ortsunabhängigkeit und flexible Arbeitszeiten nach und nach zum Normalfall werden.“ Auch Stefan Stumpp, der zusammen mit Professor Hendrik Send die Exkursion leitete, zieht sein persönliches Fazit der Exkursion. Er sieht die Organisationsfähigkeit der Nomaden als wesentlich für ein gutes Arbeiten: „Mich fasziniert die Erkenntnis, wie wichtig die richtigen Selbstmanagement-Ansätze sind. Die neuen digitalen Plattformen bieten zwar die Grundlage für Arbeit aus der Distanz, unsere Interviewpartner haben sich aber jeweils erst passende Prozesse und Strukturen erarbeiten müssen.“

Anforderungen ans Arbeitsleben, die auch die Studierenden hinsichtlich ihres Berufslebens im Blick haben. Ihr Studienprofil könnte es ihnen ermöglichen. In der Online-Welt werden sie sich in der Kommunikation, in Marketing-Strategien und verschiedenen Arten von digitalem Content nach ihrem Studienabschluss bestens auskennen. Und in ihrem zukünftigen Berufsleben sicher oft an ihre Forschungsexkursion zurückdenken. Denn dann wird es an ihnen sein, proaktiv zu arbeiten, Informationen einholen und Entscheidungen zu treffen und zu kommunizieren. „Von den Digitalen Nomaden können wir genau für diese Arbeitsweise lernen“, fasst Professor Send die Arbeitsanforderung der Zukunft zusammen. Der Ort ist zweitrangig. Arbeiten könnten die Studenten auch unter Palmen. Sie haben die Möglichkeit ihren Arbeitsplatz weltweit einzurichten.
 

Informationen zum Studiengang

Kontakt:

Prof. Dr. Hendrik Send