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Prof. Dr. Christian Hänig

Als neuer Professor für Künstliche Intelligenz (KI) an der Hochschule Anhalt will Christian Hänig dazu beitragen, Misstrauen gegenüber dem Einsatz von KI abzubauen und Systeme entwickeln, welche nicht nur von großen Unternehmen eingesetzt werden können, sondern für alle nutzbar sind. In diesem Interview erzählt der Leipziger, wie er seine Lehre ausrichten wird, um die Studierenden in diesem sich schnell wandelnden Feld bestmöglich auf ihr Berufsleben vorzubereiten.

Professor Hänig, herzlich willkommen an der Hochschule Anhalt. Was haben Sie studiert?
Ich habe in Leipzig Informatik studiert. Nach meinem Abschluss war ich bei der Daimler AG am Forschungsstandort in Ulm als Doktorand tätig. Für mich war das ein wichtiger Schritt - ich konnte die im Studium erlernte Theorie direkt in der Praxis anwenden und auch mein Interesse an praxisnaher Forschung wurde hier geweckt. Ich beschäftigte mich viel mit Maschinellem Lernen im industriellen Umfeld und mit der Analyse natürlicher Sprache - einem wichtigen Teilbereich der modernen Künstlichen Intelligenz.

Welche wichtigen beruflichen Stationen folgten danach?
Danach arbeitete ich in der Forschungsabteilung der ExB Group und leitete zahlreiche Projekte in verschiedensten Anwendungsbereichen von Künstlicher Intelligenz. Dazu gehörten Verfahren für die Bilderkennung in der Medizin, beispielsweise für die Erkennung von Krebszellen. Ich blieb auch dem Thema der Sprachverarbeitung treu und entwickelte Methoden für die automatisierte Verarbeitung von visuellen Dokumenten mit dem Ziel der Prozessoptimierung im Versicherungsbereich. Zuletzt leitete ich das Team für KI-Entwicklung bei der FIO Systems AG im Bereich der Immobilienverwaltung und -vermarktung.

Für das Gebiet Künstliche Intelligenz sind Sie nun am Fachbereich Informatik und Sprachen zum Professor berufen. Was wird zu Ihren Aufgaben zählen?
Ich werde im Bereich der Lehre neben Grundlagenvorlesungen neue Lehrveranstaltungen etablieren, die den Studierenden die spannende und beeindruckende Welt der KI näherbringen sollen. Ergänzend zur Lehre warten interessante Forschungsprojekte, um die aktuell stattfindende Transformation in eine zunehmend datengetriebene Gesellschaft zu begleiten und die Potenziale für unsere Gesellschaft aufzuzeigen und zu nutzen.

Können Sie uns einige Schwerpunkte nennen, die Sie in Ihrer Lehre setzen wollen?
Ich möchte auf aktuelle Entwicklungen in der Forschung und auf die Herausforderungen und Chancen durch den Einsatz von KI in Unternehmen eingehen. Die Studierenden sollen damit bestmöglich auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereitet werden.

Was fasziniert Sie an Ihrem Fachgebiet?
Ich fasse KI als ein interdisziplinäres Forschungsfeld auf und möchte den Transfer von datengetriebenen Methoden und Ansätzen in zahlreiche Domänen realisieren. Es gibt viele spannende Einsatzmöglichkeiten: vom autonomen Fahren bis zur Zukunft unserer Arbeitswelt wird KI in den nächsten Jahren unser Leben stark verändern. Ich will dazu beitragen, Misstrauen gegenüber dem Einsatz von KI abzubauen und Systeme entwickeln, welche nicht nur von großen Unternehmen eingesetzt werden können, sondern für alle nutzbar sind.

Können Sie uns einen Einblick in Ihr Forschungsgebiet geben?
Aktuell beschäftige ich mich mit effizienteren Nutzungsmöglichkeiten von Daten. In vielen Bereichen ist der Zugang zu sensiblen Daten, wie zu Patientenakten in Krankenhäusern, äußerst eingeschränkt oder gar unmöglich. Dennoch können wir auch in solchen Bereichen von künftigen Entwicklungen, wie zum Beispiel durch personalisierte Medizin und intelligente Diagnoseassistenten, profitieren. Dazu möchte ich mit meiner Forschung beitragen.

In welcher Art und Weise können die Studierenden davon profitieren?
Ich werde viele praktische Elemente in meine Lehre integrieren. Die Theorie soll direkt durch Anwendung gefestigt werden. Wo möglich, möchte ich die Studierenden in aktuelle Forschungsprojekte einbeziehen, sie sollen ein großes Portfolio an Methoden und Erkenntnissen aufbauen können. Das bietet ihnen Einblicke in verschiedene Anwendungsbereiche und stellt den Kontakt zu Unternehmen und Instituten her. Dadurch können sich Angebote für interessante Abschlussarbeiten und Praktikumsplätze ergeben.

Welche Herausforderungen wird es möglicherweise geben?
Die Entwicklungen im Bereich der KI und des maschinellen Lernens überschlagen sich gerade. Es werden immer schneller immer größere Modelle erzeugt und Herausforderungen bewältigt, die noch vor kurzer Zeit als zu komplex für Maschinen galten.
Dies führt zu einem Ungleichgewicht bezüglich der Nutzung von KI. Vor allem kleine und mittelständige Unternehmen sind aufgrund des schnell wachsenden Ressourcenbedarfs eher zurückhaltend mit dem Einsatz von KI und lassen das große Potenzial oft ungenutzt.

Was bedeutet das für die Studierenden?
Wir müssen die Studierenden auf ein sich schnell veränderndes und vornehmlich digitales Arbeitsumfeld vorbereiten. Sie benötigen die Kompetenzen, um neue Entwicklungen selbstständig einschätzen und nutzen zu können und so aktiv den Arbeitsplatz der Zukunft mitzugestalten.

Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?
Unabhängig von meinem Fachbereich wünsche ich mir einen nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt. Themen wie Mobilität und Logistik müssen neu gedacht werden und der Einsatz von Ressourcen muss effizienter erfolgen. Hierbei eröffnen uns Methoden der Künstlichen Intelligenz möglicherweise neue Blickwinkel.

Haben Sie ein Motto, das Sie den Studierenden mit auf Ihren Lebensweg geben möchten?
Ich möchte alle Studierenden dazu ermutigen, eigene Ideen zu verfolgen und auch ab und zu Zeit in Projekte mit ungewissem Ausgang zu investieren. Im schlimmsten Fall hat man etwas dazu gelernt und neue Erkenntnisse gewonnen. Im besten Fall wird zur Lösung eines Problems beigetragen und man kann zurecht stolz auf diesen Erfolg sein. Einzig Ideen, die niemals umgesetzt werden, führen langfristig zu Bedauern und der Frage, ob sie vielleicht doch erfolgreich gewesen wären.

Wo und wie finden Sie Ausgleich, wenn man Sie gerade nicht an der Hochschule Anhalt trifft?  
Ich lebe mit meiner Familie in Leipzig. Meine Freizeit verbringe ich am liebsten mit meiner Frau und meinen Kindern an der frischen Luft beim Wandern, bei einer Fahrradtour oder beim Baden. Wenn es die Zeit erlaubt, dann trifft man mich beim Joggen.