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Prof. Dr. Stephan Schilling

Im November 2020 konnte Professor Dr. Stephan Schilling für das Gebiet Wirkstoffbiochemie im Fachgebiet Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik am Standort Köthen begrüßt werden. In diesem Interview gibt er einen Überblick über seinen Aufgabenbereich als Leiter der Fraunhofer-Außenstelle „Wirkstoffbiochemie“ sowie die Inhalte in Lehre und Forschung.

Professor Schilling, herzlich willkommen an der Hochschule Anhalt. Nach Ihrem Biochemie-Studium in an der Martin-Luther-Universität in Halle haben sie im Jahr 2004 Ihre Promotion verteidigt. Welchen beruflichen Werdegang schlugen Sie danach ein?

Professor Schilling: Nach meiner Promotion arbeitete ich zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Probiodrug AG in Halle, seit 2007 leitete ich dort die Abteilung Enzymologie. Im Jahr 2013 wechselte ich als Leiter der Arbeitsgruppe Protein- und Wirkstoffbiochemie zur neu gegründeten Fraunhofer-Außenstelle in Halle. Diese Arbeitsgruppe erforscht die Anwendung von kleinen Molekülen („small molecules“) und Naturstoffen zur Behandlung verschiedener Erkrankungen. Zu meinen Aufgaben zählt die Prüfung der Wirksamkeit von Wirkstoffen (Enzyminhibitoren und Antikörper). Seit Januar 2020 leitete ich die Fraunhofer-Außenstelle zunächst kommissarisch, mit der Berufung an die Hochschule ist die Leitung der Außenstelle verbunden.


Für das Gebiet Wirkstoffbiochemie sind Sie nun am Fachbereich Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik zum Professor berufen. Was wird zu Ihren Aufgaben zählen?
Im Moment gebe ich Vorlesungen zur instrumentellen Analytik, Enzymologie und Stoffwechsel (in Vertretung für Professorin Griehl sowie zu project management im Studiengang „Molecular Biotechnology“. Zudem bauen Carola Griehl und ich das gemeinsame Forschungslabor „Zentrum Naturstoff-basierte Therapeutika“ auf, in dem es um die Erforschung von Naturstoffen als Arzneistoffe geht.


Welche Ziele verfolgen Sie dabei?
Seit jeher bewegt mich die Suche nach neuen Wirkstoffen zur Behandlung von neurodegenerativen und entzündlichen Erkrankungen. Wir suchen nach neuen Wirkstoffen, um bekannte Zieleiweiße zu adressieren. Ich bin aber auch sehr an der Identifizierung neuer Strategien zur Behandlung von Erkrankungen interessiert. Auf Basis der erworbenen Erkenntnisse sollen dann Patente erstellt und gegebenenfalls lizensiert werden. Die Translation, also die Überführung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in eine Anwendung, spielt eine wichtige Rolle. Deshalb habe ich mich im Jahr 2018 zum Beispiel an der Gründung eines Biotech-Unternehmens beteiligt.


Welche Herausforderungen wird es möglicherweise geben?
Wirkstoffforschung war schon immer ein sehr kompetitives Feld. Es ist eine große Herausforderung, die Ideen in Patente zu gießen, bevor es jemand anderes tut. Ebenso schwierig ist es, die neuen Ansätze dann in die Anwendung zu überführen, das heißt industrielle Partner oder Investoren zu überzeugen, die Ideen gemeinsam umzusetzen.  Die Wirkstoffentwicklung ist auch langwierig, man muss beharrlich sein und aufpassen, dass einem nicht die sprichwörtliche Puste ausgeht. 


In welcher Art und Weise können die Studierenden davon profitieren?
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Betriebspraktika, Bachelor- und auch Masterarbeiten sehr wichtig sein können, um einen guten Start ins Berufsleben zu haben. Mein Ziel ist es, Forschungsthemen anzubieten, die ein Interesse am Forschen wecken, bei denen die Arbeit Spaß macht und die eine Berufsperspektive eröffnen können. Und wenn ich Studierende von meinen Themen nicht begeistern kann, dann nutze ich gern meine Kooperationskontakte, um sie beim Finden ihres Themas zu unterstützen.


Herr Professor Schilling, herzlichen Dank für das Interview.