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Professor Trevor Sears

Professor Sears, normalerweise begrüßen wir die neu berufenen Professoren mit einem „Herzlich Willkommen an der Hochschule Anhalt“, aber Sie sind schon lange dabei. Seit wann sind Sie in Bernburg?
Ich habe 2010 als Dozent in Bernburg angefangen und habe im internationalen Masterstudiengang die Studierenden betreut. 

Was war Ihr erster Eindruck?
Mein erster Eindruck war über meine Erfahrungen mit den internationalen Studierenden geprägt. Ich fand damals die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Perspektiven der Studierenden auf die Landschaftsarchitektur besonders spannend. Da ich ja selbst aus einem anderen Land komme, war das auch eine Auseinandersetzung mit meiner eigenen Geschichte und Auffassung unseres Berufsfeldes, das auch durch kulturelle Gegebenheiten geprägt ist. 

Im Oktober 2021 wurden Sie dann Vertretungsprofessor und seit Mitte Juni 2022 übernehmen Sie nun die Professur Landschaftsarchitektur am Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung. Bevor wir auf die neuen Aufgaben eingehen, lassen Sie uns kurz zurück blicken. Was waren Ihre Beweggründe, sich für die Landschaftsarchitektur zu entscheiden? 
Ich wollte etwas Kreatives studieren. Außerdem war ich sehr an Naturwissenschaften wie Biologie und Geografie interessiert. Ich habe dann in meiner Heimat Nova Scotia in Kanada einen Bachelor in Environmental Planning an der Kunsthochschule absolviert. Das hat ein sehr breites Spektrum von Landschaftsplanung, Umweltschutz, Landschaftsarchitektur und Städtebau umfasst, alles mit einem umweltbewussten Schwerpunkt. Wichtig war hier die visuelle Kommunikation und die Vermittlung künstlerischer Grundlagen wie Zeichnen, Farbtheorie und Fotografie. Um mein gestalterisches Interesse weiter zu vertiefen, habe ich mich dann für den Masterstudiengang Landscape Architecture in Ontario entschieden. 

Was waren im Anschluss Ihre wichtigsten beruflichen Stationen?
Eingestiegen bin ich in mein Berufsleben mit einem Praktikum in Deutschland. 1995 bin ich dafür nach Berlin gekommen und habe im Büro von Professorin Gabriele Kiefer begonnen, später arbeitete ich dort als Werkstudent. Das Büro Kiefer hat in mir die Begeisterung für die urbane Gestaltung und den Bezug zwischen Architektur, Städtebau und Landschaftsarchitektur geweckt. Stark beeindruckt und geprägt hat mich außerdem der Aufbruchsgeist der 90er Jahre in Berlin. Ich bin letztlich auch in Deutschland geblieben, um die weitere Entwicklung der Stadt zu erleben und mich beruflich einzubringen. Nach einem Jahr in Amsterdam bin 1999 nach Berlin zurückgekehrt und habe als Objektplaner im Büro ST raum a. Landschaftsarchitekten begonnen. Hier habe ich 23 Jahre als Projektmanager und Teamleiter in komplexen Projekten in allen Tätigkeitsfeldern in Zusammenarbeit mit namhaften Architekturbüros gearbeitet. Mir war es auch wichtig, an internationalen Projekten und Wettbewerben mitzuwirken. 

Welche Schwerpunkte Ihrer Arbeit nehmen Sie mit in den Hörsaal? 
Das sind die künstlerischen-gestalterischen Fähigkeiten - in meinen Augen ein grundlegender Baustein der Ausbildung in der Landschaftsarchitektur. Mir ist ein kreativer Umgang mit Linien, Formen, Farben, Strukturen sowie die Auswahl von Materialien und Pflanzen wichtig. Dafür gibt es Semesterprojekte und Hausarbeiten, in denen diese Gestaltungsgrundlagen praxisnah geübt und entwickelt werden. Die Herstellung eines ästhetischen Einklangs dieser Elemente, in Verbindung mit der Nutzbarkeit, ist für mich die Herausforderung der Lehre bei der Planung und Entwicklung von Freiräumen. Da ich aus der Praxis komme, vermittle ich auch die notwendigen zeitgemäßen Fähigkeiten für einen erfolgreichen Berufseinstieg. 

Was ist Ihre „persönliche Handschrift“ in der Zusammenarbeit mit den Studierenden? Können Sie Ihre Lehrphilosophie kurz beschreiben? 
In meinem eigenen Studium in Kanada hatte das Verhältnis zwischen Studierenden und Lehrenden eine persönliche Note, das hat mir gut gefallen und beeinflusst sicherlich auch meine Lehre. Als Mensch bin ich sehr offen, sitze gerne mit den Studierenden zusammen, um Fragen über ihre Arbeiten zu stellen, ins Gespräch zu kommen und eine Feedbackkultur anzuregen. Diese Feedbackkultur ist mir sehr wichtig, genauso wie der Austausch vor Ort und die Entwicklung einer eigenen Haltung. Ich rege auch viel Gruppenarbeit an. Das muss man vor Ort erleben, das hat in den letzten zwei Jahren sehr gelitten. Der Kontakt und der Austausch haben wirklich gefehlt, das habe ich auch bei den Studierenden gemerkt. 

Können Sie uns einen Einblick in Ihr Forschungsgebiet geben? Was fasziniert Sie besonders an Ihrem wissenschaftlichen Spezialgebiet? 
Ich möchte mein Interesse an Gestaltungsthemen und Planungsprozesse weiter vertiefen. Ich war jetzt viele Jahre sehr praktisch gebunden und es gab nicht genug Zeit, in diese Themen weiter einzutauchen. Das ist eine neue Herausforderung, das finde ich sehr spannend. Mit den Kolleginnen und Kollegen des Studiengangs Naturschutz und Landschaftsplanung möchte ich gerne Netzwerke ausbauen und interdisziplinär zusammenarbeiten. 

Antworten Sie gerne mit persönlichem Bezug oder allgemein: Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren? 
Allgemein würde ich mir eine Besinnung auf einfache Dinge und weniger Konsumorientierung wünschen. 

Haben Sie ein Motto, das Sie den Studierenden mit auf Ihrem Lebensweg geben möchten?
Ja, Landschaftsarchitektur ist ein vielseitiger und kreativer Beruf – finden Sie heraus, was Ihnen Spaß macht und sie inspiriert, denn das braucht man in diesem Beruf. 

Professor Sears, vielen Dank für das Gespräch!