Professor Hellriegel Institut

Fachbereich 1

Geschichte

Leben und Wirken eines hervorragenden Wissenschaftlers

Der Forschungsgeist unseres Institutes beruht auf einer langen Wissenschaftstradition, die bereits vor über 100 Jahren durch den Wissenschaftler Hermann Hellriegel begonnen und begründet wurde.

Als Agrochemiker und ehemaliger Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsstation in Dahme hatte er fundierte Forschungen in der Pflanzenernährung und Düngung geleistet und war 1869 zum Professor berufen worden. Das Interesse der deutschen Zuckerindustrie an der Verbesserung des Rübenanbaus führte 1881 zum Aufbau der Herzoglich Anhaltinischen Landes-Versuchsstation in Bernburg, deren Führung Hermann Hellriegel mit einem kleinen Assistententeam übernahm. Hier setzte er neben der Rübenforschung auch seine bereits in Dahme begonnenen Untersuchungen an Leguminosen fort. Aus seinen Beobachtungen ergab sich 1886 eine bahnbrechende, wissenschaftliche Erkenntnis. 

„Mit Staunen und tiefer Ergriffenheit - so wird berichtet - vernahmen im Herbste 1886 auf der Naturforscherversammlung in Berlin die Zuhörer aus Hellriegels Munde die Ergebnisse dieser seiner Forschungen. Die Fachgenossen ahnten, daß hier auf dem Gebiete der Pflanzenernährungslehre Außergewöhnliches geleistet war, daß planmäßige Forschung eine Entdeckung gezeitigt hatte, welche die Düngung der Pflanzen mit Stickstoff in neue Bahnen leiten mußte.“

Was Hellriegel mit seinen Assistenten entdeckt hatte, war die Fähigkeit von Erbsen, Bohnen und anderen Hülsenfrüchtlern, ihren Stoffwechsel mit Stickstoff aus der Luft zu versorgen. Die Pflanzen gehen dabei eine Symbiose mit stickstofffixierenden Bakterien ein, die in dafür ausgebildeten Wurzelknöllchen leben. Die Bakterien binden das lebensnotwendige Element Stickstoff und führen es der Pflanze zu. Im Gegenzug erhalten sie alle anderen wichtigen Nahrungsstoffe aus dem pflanzlichen Stoffwechsel.

Hellriegels Entdeckung stand ganz im Blickpunkt der Öffentlichkeit. „Vom Sommer 1888 an setzte ein gewaltiger Fremdenzustrom ein, sie kamen von diesseits und jenseits des Ozeans zur Besichtigung der Versuche, zeitweise herrschte in der Anstalt ein geradezu babylonisches Sprachengewirr, was an die damaligen Beamten der Versuchstation in bezug auf Sprachenkenntnis nicht gerade geringe Anforderungen stellte.“ Die Entdeckung der Stickstofffixierung führte zur Erklärung, Anerkennung und festen Etablierung des Fruchtfolgeanbaus in die Landbewirtschaftung.

Eine weitere Errungenschaft des Wissenschaftlers bestand in der Anwendung und Ausdifferenzierung der Sandkulturmethode - eines Verfahrens zur Anzucht von Pflanzen in Gefäßen unter kontrollierten Bedingungen. Hellriegel war ein starker Methodiker, der mit seiner exakten, allseitigen und beharrlichen Arbeitsweise noch heute beispielgebend ist. Viele Erkenntnisse, z.B. auch bakteriologische, hat er aus den Ergebnissen klug konstruierter Versuchsanordnungen hergeleitet. Als Herman Hellriegel im September 1895 stirbt, geht er als großartiger Wissenschaftler und Vorbild in die Geschichte ein.

Die Anhaltinische Versuchsstation wurde 1948 in ein Institut für Pflanzenzüchtung umgewandelt, das bis 1991 entscheidende Entwicklungen in der Grundlagen- und angewandten Forschung mitprägte. Die Gründung des Professor Hellriegel Instituts e. V. Bernburg als jetziges Aninstitut der Hochschule Anhalt setzt bis heute die große Tradition der Bernburger Agrarforschung fort. Die enge Verknüpfung mit der Hochschule ermöglicht dabei eine effektive Synergien- und Ressourcennutzung, die die Forschungskompetenz des Institutes erheblich verstärkt.

Die geschichtliche Aufnahme wurde mit freundlicher Genehmigung von Dr. Lutz Meyer, Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau in Sachsen-Anhalt, zur Verfügung gestellt.