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Neue Professorin für das Gebiet Städtebau

Mit Beginn des Sommersemsesters begrüßt die Hochschule Anhalt Dipl.-Ing. Nadja Häupl als neue Professorin im Fachbereich Architektur, Facility Management und Geoinformation für das Gebiet Städtebau. Die praktizierende, lehrende und forschende Architektin ist in der nachhaltigen Entwicklung von Stadt und Land tätig. In diesem Interview gibt sie einen Einblick, wie sie Studierende in ihr Engagement einbeziehen wird.
 

Professorin Häupl, herzlich willkommen an der Hochschule Anhalt. Nach einem Studium der Architektur an der TU Dresden und im Rahmen eines Stipendiums an der University of Oregon (USA), blieben Sie zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für öffentliche Bauten in Dresden.

Welchen beruflichen Werdegang schlugen Sie danach ein?
Im Anschluss arbeitete ich bei Weinmiller Architekten BDA in Berlin als projektleitende Architektin. 2007 wechselte ich an die TU München in den Städtebau der Architekturfakultät, ab 2010 an den Lehrstuhl für Nachhaltige Entwicklung von Stadt und Land. Dort konzipierte und betreute ich Seminar- und Vorlesungsreihen sowie Entwurfsstudios als Reallabore. Zudem leitete ich Drittmittelprojekte und drittmittelbasierte Forschungen und Gutachten, die mich in Regionen der Schweiz, Norditaliens, Österreichs und Deutschlands führten. Zuletzt hatte ich Lehraufträge an der OTH Regensburg und der FH Kärnten.


Was waren weitere wichtige berufliche Meilensteine für Sie?
Parallel zu Lehre und Forschung realisierte ich als freischaffende Architektin etliche Baugruppenprojekte in Leipzig und Dresden als nachhaltige Form der Quartiersentwicklung. 2017 gründete ich mit Stefanie Seeholzer www.ortegestalten.de, um die Erfahrungen und Erkenntnisse des gemeinschaftlichen Bauens zusammen mit denen des nachhaltigen Städtebaus aus der Universität in die kommunale Praxis zu überführen – und umgekehrt.


Für das Gebiet Städtebau sind Sie nun am Fachbereich Architektur, Facility Management und Geoinformation zur Professorin berufen. Was wird zu Ihren Aufgaben zählen?
Ich werde sowohl im Bachelor Architektur als auch im internationalen Masterstudiengang DIA Vorlesungen, Übungen und Seminare leiten. Eine Hauptaufgabe wird – als Kern der Ausbildung in der Architektur – der Unterricht in Entwurfsstudios sein.


Welche Ziele verfolgen Sie dabei?
Als praktizierende, lehrende und forschende Architektin bin ich in der nachhaltigen Entwicklung von Stadt und Land tätig. Dieses Profil möchte ich nun an der Hochschule Anhalt in Dessau, Seite an Seite mit dem Bauhaus und dem Umweltbundesamt einbringen und vertiefen. Ganz im Sinne dieser Einrichtungen möchte ich mit ihnen Impulse in und über die Region hinaus senden.


Welche Herausforderungen wird es möglicherweise geben?
Zunächst gilt es sich trotz Corona-Kontaktbeschränkungen vor Ort zu vernetzen: mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Fachbereich in Dessau und dem Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung in Bernburg, mit der Akademie der Stiftung Bauhaus Dessau, dem Umweltbundesamt und verschiedenen Ministerien in Magdeburg, der Bundesstiftung Baukultur in Potsdam sowie mit Stadtplanungsämtern. Die Idee eines „Europäischen Bauhaus“ bringt neuen Schwung in diese Institutionen, ein solches regionales Netzwerk auszubauen und zu leben.


Mit welchen Projekten aus der Forschung werden Sie aktuell die Hochschule bereichern?
Ganz aktuell werde ich erst einmal die Hochschule über mein Netzwerk aus der jüngsten beruflichen Praxis bereichern, nämlich meiner Tätigkeit für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern. Daraus erwachsen Themen für meine ersten städtebaulichen Reallabore im angehenden Sommersemester: um die Evangelische Akademie am Starnberger See in Tutzing und um das Predigerseminar am Wöhrder See in Nürnberg. In beiden Fällen geht es um Nachverdichtungspotentiale für einen gemeinnützigen Träger in einem anspruchsvollen urbanen Kontext.


In welcher Art und Weise können die Studierenden davon profitieren?
Studierende können über Projekt- und Abschlussarbeiten genau in diesen fallstudienbasierten Entwurfslaboren mit Städten und Gemeinden in Sachsen-Anhalt, Deutschland und Europa profitieren. Darin üben sie die interdisziplinäre Herangehensweise und die Verantwortungsübernahme für das eigene Entwerfen. Umgekehrt können Orte oder Quartiere von der Zusammenarbeit mit der Hochschule Anhalt profitieren. Derartige Reallabore bedeuten zwar einen erheblichen Aufwand für uns Lehrende in der Vorbereitung, Betreuung und anschließenden Auswertung der Ergebnisse für die Städte und Gemeinden, die fallstudienbasierte Forschung und die Öffentlichkeitsarbeit der Hochschule. Aber dieser Austausch lohnt den Aufwand in jedem Fall.


Das Sommersemester startet im Online-Modus. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie?
Städtebau zu lehren, ohne Räume im Rahmen von Exkursionen wahrzunehmen, zu analysieren, ohne Begegnungen mit Menschen in diesen Räumen, ohne gemeinschaftliches Arbeiten im Studio und am großen Umgebungsmodell – das ist eigentlich kaum möglich. Die technischen Möglichkeiten kompensieren zwar einiges, aber die Arbeit in der realen dreidimensionalen Welt können sie meines Erachtens nicht ersetzen.


Neben Ihrem Beruf: Gibt es ein Hobby zum Ausgleich?
Lesen, Reisen, Speisen, Konzertbesuche, Stadtspaziergänge, Wanderungen durch die Landschaft – all diese Freuden sind kein Ausgleich, sondern Anregung für mich als Architektin. Dafür liebe ich meinen Beruf!


Prof. Häupl, herzlichen Dank für das Interview.