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Architekturstudierende entwickeln Ziegelsteine aus Altpapier

Schon mal darüber nachgedacht, wie viele Materialien in einem Haus stecken? Und was passiert, wenn es einzelne Produkte in Zukunft nicht mehr gibt? Bachelorstudierende aus dem Studiengang Architektur am Campus Dessau setzten sich mit diesen Themen auseinander und experimentierten in einem Semesterprojekt mit alternativen Baustoffen.

Wenn Kohlekraftwerke in naher Zukunft nicht mehr zur Verfügung stehen, fällt nicht nur die Stromversorgung weg. Mit dem Abschalten der Kraftwerke verschwinden auch Sekundärprodukte. Eines davon ist der sogenannte REA-Gips, der in den Rauchgas-Entschwefelungs-Anlagen der Kohlekraftwerke entsteht. Gipskarton ist ein beliebtes Produkt im Trockenbau und nahezu in fast jedem Haus zu finden. Doch welche neuen nachhaltigen Baustoffe für eine nachhaltige Bau- und Wohnungswirtschaft lassen sich alternativ entwickeln? „Eine Herausforderung“, sagt „Professor Stefan Reich, der die Studierenden anleitete und Ingenieurhochbau in Dessau lehrt, „denn die aktuellen Baustoffe verfügen über Eigenschaften, die ein Substitut nicht ohne Einbußen ersetzen kann.“

Die Studierenden des fünften Semesters stellten sich dennoch dieser Aufgabe. Mit der Vorgabe, unter Überwiegender Verwendung von Altpapier und weiteren Füllstoffen und einem Bindemittel ein Material zu entwickeln, dass ähnlich dem Gips für Innenbauteile, wie Gipskartonplatten verwendbar ist. Aus unterschiedlichen Mischungsverhältnissen von geschreddertem Altpapier, Kalkmehl und Kalk fertigten sie kleine Prismen und Steine im Ziegelsteinformat und prüften diese auf ihre Festigkeit. Um zu zeigen, was die Steine aus Altpapier aushalten können, bauten die Studierenden aus den gefertigten Ziegelsteinen einen 3 m langen Bogen und bewiesen, dass sich die Ziegelsteine auch für begrenzte Belastungen eignen. Außerdem sind die Steine besonders nachhaltig: die verwendeten Materialien lassen sich alle kompostieren oder sogar noch einmal verwenden, wie zur Kalkung unserer Wälder.

Ein Video im Zeitraffer zeigt den Aufbau.