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Frauen für MINT-Fächer motivieren

Ermuntern, ermutigen, ermöglichen heißt die Devise in den Studienfächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) – vor allem mit Blick auf Abiturientinnen. Trotz guter Noten sind Mädchen und junge Frauen oft zurückhaltend gegenüber der Entscheidung für ein naturwissenschaftliches Studium. Das Orientierungsstudium macht es möglich, MINT-Fächer auszuprobieren.

Datenströme sind die Lebensadern des 21. Jahrhunderts. Wir nutzen Online-Übersetzungsdienste und streamen Musik. Megarechner bewältigen gigantische Datenmengen und Roboter agieren mit äußerster Präzision, etwa am Operationstisch. Damit all das reibungslos funktioniert, die Daten freie und vor allem auch sichere Bahn haben oder aber Medikamente gezielt entwickelt werden können, sind Ingenieure und Fachkräfte der Informationstechnologie (IT) nötig. Sie haben in der Regel eine Ausbildung in den MINT-Bereichen: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. 

 

Chancengleichheit in der Wissenschaft 

Unter den Top Ten der Berufe mit den besten Karrierechancen sind allein sechs aus dem MINT-Bereich: Data-Scientist, Social-Media-Manager, Content-Manager, IT-Sicherheitsspezialist, Datenbankentwickler und Pharmareferenten. Es besteht Bedarf an MINT-Fachleuten, für die Digitalisierung der Wirtschaft sind gut Ermuntern, ermutigen, ermöglichen heißt die Devise in den Studienfächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) – vor allem mit Blick auf Abiturientinnen. Trotz guter Noten sind Mädchen und junge Frauen oft zurückhaltend gegenüber der Entscheidung für ein naturwissenschaftliches Studium. Das Orientierungsstudium macht es möglich, MINT-Fächer auszuprobieren. ausgebildete Nachwuchskräfte nötig. Gleiches gilt auch in der Fahrzeug-, Automatisierungs- und Energietechnik sowie im Bauingenieurwesen. Insbesondere mangelt es an weiblichem Fachpersonal. Deshalb gibt es deutschlandweit zahlreiche Initiativen, die mehr Frauen für MINT-Berufe gewinnen wollen. Denn ein MINT-Studium eröffnet ausgezeichnete berufliche Perspektiven – ein gutes Gehalt, viel Gestaltungsspielraum und die Aussicht auf Führungspositionen. Auch die Hochschule Anhalt fördert die Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung: Das Orientierungsstudium MINT ist ein FEM POWER-Projekt, finanziell unterstützt vom Land Sachsen-Anhalt und vom Europäischen Sozialfonds (ESF). 
 

Ausprobieren und dann entscheiden

Biowissenschaften, Informatik, Wirtschaftsingenieurwesen – das Angebot an Studienfächern ist umfangreich. Viele Studiengänge bilden im klassischen informationswissenschaftlichen Bereich aus, zum Beispiel Informatik oder IT-Sicherheit. Mit zunehmender Digitalisierung gibt es immer mehr Fachrichtungen. Jugendlichen fällt es schwer, eine Wahl für ein Studienfach zu treffen. So ging es auch Anna Violetta Walddörfer. Für sie war zwar nach dem Abitur in ihrer nordrhein-westfälischen Heimatstadt Ratingen klar, dass es in Richtung Naturwissenschaften gehen sollte. »Aber ich war unsicher, ob als Ingenieurin in der Elektrotechnik oder vielleicht auch im Maschinenbau«, sagt sie. »Mit Informatik hatte ich in der Schule kaum Berührungen, das wollte ich mir mal genauer ansehen. Ich wollte Orientierung und habe viel ausprobieren können.« 

 

»Natürlich ist es wichtig, dass mein Studienfach meinen Interessen entspricht, aber dass mein Wissen und meine Fähigkeiten später auch gefragt sind, spielt für mich ebenfalls eine Rolle!« 

Anna Violetta Walddörfer

 

 »Nicht zu früh die Richtung festlegen«

Bei Anna Violetta Walddörfer war es nicht der Respekt vor den MINT-Fächern, der den Ausschlag gegeben hat für das Orientierungsstudium MINT. »Bei mir war es nicht das Genderthema, meine beiden Eltern sind Mathematiker, auf die Idee, dass Naturwissenschaften nichts für Mädchen sind, käme ich im Leben nicht«, sagt sie. Die 20-Jährige wollte so viel wie möglich kennenlernen und ausprobieren: »Auch aus dem Gedanken heraus, dass ich zu früh eine bestimmte Richtung einschlage und dann nach einigen Semestern vielleicht vom Gefühl gequält werde, die Weichen falsch gestellt zu haben. Wenn ich etwas ausprobiert habe, habe ich eine bessere Entscheidungsgrundlage.« Im Orientierungsstudium MINT der Hochschule Anhalt können Studierende ein bis zwei Semester lang testen, welche Fächer den eigenen Erwartungen und Wünschen entsprechen. Sie hören Vorlesungen, machen Praktika mit und wenn sie wollen, schreiben sie auch Klausuren mit. Die Leistungen können dann angerechnet werden, wenn dann die Wahl für ein Studienfach gefallen ist. 

 

Gute Aussichten für den beruflichen Aufstieg

Anna Violetta Walddörfer hat es gefallen, die unterschiedlichen Fachbereiche im Normalbetrieb zu erleben. Sie hat rasch gemerkt, dass die Biotechnologie ihr Favorit ist. »Ich lerne die Grundlagen in Chemie, Physik und Mathe. Wir betrachten Mikroorganismen und wie wir Menschen sie vor allem in der Lebensmittel- und pharmazeutischen Produktion nutzen können. Was ich super finde, ist, dass es später fast unbegrenzte Einsatzmöglichkeiten gibt«, erklärt die 20-Jährige, die sich später einen Beruf in der Pharmabranche vorstellen kann. Neben der inhaltlichen Begeisterung für ihre Fachdisziplin denkt sie aber auch über gute Karriereperspektiven nach: »Natürlich ist es wichtig, dass mein Studienfach meinen Interessen entspricht, aber dass mein Wissen und meine Fähigkeiten später auch gefragt sind, spielt für mich ebenfalls eine Rolle!«

  

Weibliche Rollenvorbilder sind nötig 

Solche Statements freuen Julia Schinköthe. Sie würde sie gerne noch öfter hören von jungen Frauen. Als Studienberaterin für das MINT-Orientierungsstudium an der Hochschule Anhalt grübelt sie, warum es nach wie vor eine Herausforderung ist, vor allem junge Frauen für die MINT-Berufe zu motivieren. Sie beobachtet, dass Abiturienten deutlich selbstbewusster auftreten als Abiturientinnen. »Selbst wenn die Mädchen bessere Zeugnisse haben, martern sie sich selbst mit der Frage, ob sie wohl gut genug für ein MINT-Studium sind.« Sie bedauert diese Zögerlichkeit und würde vor allem den Mädchen mehr Selbstvertrauen wünschen. Woher diese Scheu vor MINT kommt? Julia Schinköthe vermutet, dass Rollenstereotype bei dieser Frage relevant sind, macht das unter anderem auch an Lehr- und Bildmaterialien fest, die an tradierten Rollenbildern festhalten. Noch mehr präsente Vorbilder von erfolgreichen Frauen in Technik und Naturwissenschaften wären gut, meint die Studienberaterin. Ermuntern, ermutigen, ermöglichen – so lautet deshalb auch weiterhin die an Mädchen und junge Frauen gerichtete Devise beim Orientierungsstudium MINT.

  

Orientierungsstudium MINT

Mathe oder Informatik? Naturwissenschaften oder Technik? Im Orientierungsstudium können Schülerinnen und Schüler zwei Semester lang testen, welches Studium am besten den eigenen Erwartungen und Wünschen entspricht. www.hs-anhalt.de/osm