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Prof. Dr. Sebastian Trojahn

Zum 1. Juni 2021 begrüßte die Hochschule Anhalt Dr. Sebastian Trojahn als neuen Professor für Supply Chain, Operation Management und Digitalisierung an der Hochschule Anhalt. Der Wirtschaftler hat seine Affinität zu Logistik und Digitalisierung zum Beruf gemacht. Hier erzählt er, auf welchen drei Säulen seine Lehre aufbaut und wie die Studierenden praktisch an die Inhalte herangeführt werden sollen.


Professor Trojahn, herzlich willkommen an der Hochschule Anhalt. Sie sind ausgebildeter Wirtschaftsingenieur, ihr beruflicher Werdegang enthält sowohl wissenschaftliche als auch unternehmerische Tätigkeiten. Was waren Ihre wichtigsten Stationen?
Ich war in der Automobil- und chemischen Industrie sowohl in operativen als auch in strategischen Bereichen tätig. Das führte mich in den politischen Bereich, wo ich als Referent der Kommission der Verkehrsministerkonferenz „Zukunft der Verkehrsinfrastrukturfinanzierung“ aktiv war. Seit 2008 bin ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter an der Universität Magdeburg und am Fraunhofer Institut IFF angestellt. Die Hochschule Anhalt ist im Übrigen nicht ganz neu für mich. Schon seit 2018 habe ich als Vertretungsprofessor am Fachbereich Wirtschaft gelehrt.


Nun wurden Sie im Fachbereich Wirtschaft zu einer eigenen Professur berufen. Ihr Gebiet Supply Chain, Operation Management und Digitalisierung gehört zum Bereich Logistik und Digitalisierung. Was genau wird zu Ihren Aufgaben zählen?
Meine zukünftigen Aufgaben sehe ich aus drei Säulen bestehend. Die erste und wichtigste Säule stellt die Aufgaben in der Lehre und Ausbildung dar. Die qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildung von Studierenden steht bei mir an erster Stelle. Schließlich sind die Studierenden und Absolventen unsere Zukunft und damit auch Standortfaktor für unsere hiesigen Unternehmen.
Damit komme ich gleich zur zweiten Säule, die Unterstützung und die Vernetzung mit den regionalen Unternehmen. Eigentlich immer, aber gerade auch jetzt, spielt die Logistik und Digitalisierung eine wichtige Rolle in den Wertschöpfungsnetzen dieser Welt. Bei Herausforderungen können unsere sehr gut ausgebildeten Studierenden und Absolventen den Unternehmen helfen. Sie sind die Innovationskraft für unsere Unternehmen. Als dritte Säule möchte ich mit einem Team Forschungsaktivitäten rund um die Logistik ausbauen. Als kurze Schlagwörter sind die Digitalisierung und Optimierung von Logistiknetzen, Verkehr und Mobilität sowie die Planung und Steuerung von nachhaltigen, effizienten und robusten Logistik- und Produktionssystemen genannt.


Wie möchten Sie die drei Säulen in Ihrer praktischen Lehre umsetzen?
Ich möchte ein besonderes Augenmerk auf die disziplinenübergreifende Wissensvermittlung legen und praktische, innovative und digitale Elemente nutzen. Die praxisnahe Ausbildung soll den Studierenden helfen, vermitteltes Wissen besser zu verstehen und zu behalten. Außerdem kann auch der Bezug zu Unternehmen Berufseinstiege erleichtern. Gern arbeite ich mit Planspielen, mit denen bestimmte Prozesse im Logistikbereich analysiert und optimiert werden können. Fehler, die man begeht, haben keine negativen Folgen, sodass ergebnisoffen Dinge ausprobiert werden können. Diese Erfolgs- und Misserfolgserlebnisse werden von den Teilnehmern besser akzeptiert, als wenn die Studierenden nur meinen Ausführungen glauben müssten. Erst im Nachhinein vermittle ich die theoretischen Grundlagen dazu.


Im aktuellen Sommersemester findet die Lehre digital oder hybrid statt. Welche Herausforderungen sehen Sie darin?
Ich würde die aktuellen Entwicklungen eher als Chance sehen. Denn in der digitalisierten Ausbildung konnten wir ja schon etwas Erfahrung sammeln. Unsere Lehre wird sich vielleicht zweigeteilt entwickeln. Wir werden theoretische, vorgefertigte Vorlesungsinhalte eher als Angebote-on-demand anbieten, für praktische Vertiefungen und Erfahrungen bleibt uns dann mehr Zeit. Die praktischen Dinge werden wir dann hoffentlich nicht so schnell wieder vergessen, denn es bleibt uns mehr Zeit, um viele unterschiedliche Aspekte zu analysieren und auch die Breite der betrachteten Lehrinhalte zu vergrößern. Schwimmen verlernt man ja auch nicht mehr.


Mit welchen Projekten aus der Forschung werden Sie aktuell die Hochschule bereichern?
Forschung funktioniert nur im Team. Es erfordert ein kollegiales Netzwerk mit dem die Herausforderungen der Zukunft begegnet werden können. Hier denke ich sollten wir unsere Kompetenzen in Mitteldeutschland weiter bündeln und zusammenarbeiten.


Was bedeutet das konkret?
Aktuell existiert viel Dynamik im Bereich der Logistik und Digitalisierung. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir die Produktions- und Logistiknetze der Zukunft gestalten. Effizient und wirtschaftlich? Oder kommen weitere Aspekte der Nachhaltigkeit oder der Robustheit dazu? Wird sich vielleicht auch unser Mobilitätsverhalten verändern? Welche neuenTechnologien für Logistik, Produktion, Transport oder auch der Digitalisierung drängen auf den Markt? Sie sehen, es wird viele unterschiedliche Forschungsansätze geben. Aktuell konzentriere ich mich auf die Themen Closed-Loop-Supply-Chains, Mobilität, grüner Wasserstoff und Digitalisierung in der Logistik.


In welcher Art und Weise können die Studierenden davon profitieren?
Forschung und Ausbildung können sich gegenseitig wunderbar befruchten. In der Forschung brauchen wir neue Ideen. Dort müssen alte Denkmuster komplett über Bord geworfen werden. Und in der Lehre bilden die Erkenntnisse aus der Forschung ein ideales Fundament, um attraktive und neue Lehrinhalte zu vermitteln. Nur mit dieser Symbiose können aktuelle Herausforderungen und Lösungen aus der Wissenschaft und Praxis vermittelt werden.


Gibt es neben Ihrem Beruf ein Hobby zum Ausgleich?
…lacht… Hobbies? Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Mir macht es jeden Tag viel Spaß im Umfeld von Logistik und Digitalisierung zu arbeiten, dass ich gar nicht mitbekomme, dass ich arbeite und fast gar keinen Ausgleich brauche. Wo man mich antrifft? Im Moment habe ich meinen Lebensmittelpunkt in Magdeburg und dort kann man mich entweder im Garten, beim Schwimmen oder auch beim Joggen antreffen. Gern immer auf ein interessantes Gespräch.


Professor Trojahn, herzlichen Dank für das Gespräch!