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Prof. Dr. Wilfried Rozhon

Zum Sommersemester 2021 begrüßte die Hochschule Anhalt Dr. Wilfried Rozhon als neuen Professor für Anorganische und Organische Chemie an der Hochschule Anhalt. Hier erzählt der gebürtige Wiener, welche Schwerpunkte er in Lehre und Forschung am Campus Bernburg setzen möchte und warum Studierende beim Wissenstransfer nicht auf eine Einbahnstraße setzen sollten.


Professor Rozhon, herzlich willkommen an der Hochschule Anhalt. Sie haben Biologie mit Schwerpunkt Genetik sowie Analytische Chemie an der Universität in Wien studiert. Welche wichtigen Stationen gehörten vor der Berufung an die Hochschule Anhalt zu Ihrem Werdegang?
Nach meinem Studienabschluss habe ich zum Thema „GSK3/shaggy-like kinases in plant hormone signalling“ zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert. Meinen beruflichen Werdegang habe ich an der Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie GmbH begonnen, wo ich über Regulatoren des Pflanzenwachstums geforscht habe. Danach war ich wissenschaftlicher Mitarbeiter zuerst an der Universität Wien am Institut für Mikrobiologie und Genetik und dann bei den Max Perutz Labs Vienna. 2011 wechselte ich an die Technische Universität München, wo ich am Fachgebiet Biotechnologie gartenbaulicher Kulturen tätig war.


Nun wurden Sie für das Gebiet Anorganische und Organische Chemie am Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung zum Professor berufen. Was wird zu Ihren Aufgaben zählen?
Durch die Tätigkeit meines Vorgängers, Professor Ingo Schellenberg, sind bereits zahlreiche Kooperationen, besonders mit Unternehmen der pharmazeutischen und kosmetischen Industrie vorhanden, die ich gerne weiterführen und stärken möchte. Gleichzeitig werde ich bei der zukünftigen Ausrichtung des Fachgebiets einen Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus dem Bereich Pflanzenzüchtung legen, da der Klimawandel hier besondere Anforderungen an die Forschung stellen wird.
An der Hochschule Anhalt werde ich im Bachelor - und Masterstudiengang Ökotrophologie, im Bachelorstudiengang Landwirtschaft sowie im Bachelorstudiengang Naturschutz und Landschaftsplanung unterrichten.


Was zeichnet Ihre Lehre aus?
Ich möchte den Studierenden Ideen, Anregungen und wissenschaftliche Erkenntnisse mit Freude vermitteln und ihr Interesse an angewandten chemisch-analytischen Fragestellungen anspornen. Besonders wichtig ist mir dabei, aktuelle Themen aus der Agrar-, Lebensmittel- und Umweltchemie aufzugreifen und diese insbesondere auch in Laborpraktika und in vertiefenden Forschungspraktika integrieren, um den Studierenden eine zeitgemäße Ausbildung zu bieten. Ich versuche dabei die theoretischen Konzepte in Bezug zur Praxis zu setzen, um so die große Bedeutung chemischer Grundlagen für die Erzeugung, Verarbeitung und Qualitätskontrolle landwirtschaftlicher Produkte, aber auch für den Naturschutz zu vermitteln.


Ihr Aufgabengebiet umfasst verschiedene Studiengänge. Welche Herausforderungen wird es möglicherweise geben?
Eine Herausforderung ist die Breite der Themen, die zu vermitteln sind. Dazu zählen so unterschiedliche Felder wie Agrarchemie, Lebensmittelanalytik und Umweltchemie dazu, bei denen jeweils unterschiedlichste Aspekte und Fragestellungen im Vordergrund stehen.


Mit welchen Projekten aus der Forschung werden Sie aktuell die Hochschule bereichern?
Mein Forschungsinteresse liegt auf bioaktiven Pflanzeninhaltsstoffen wie Alkaloiden, Steroiden, phenolischen Komponenten, Pflanzenhormonen und Lipiden und wie diese angewendet werden können. Daneben interessiere ich mich besonders für analytisch-chemische sowie molekularbiologische Methoden. Diese sind zur Untersuchung von Pflanzeninhaltsstoffen aber auch Lebensmitteln und agrarischen Produkten unentbehrlich, gewinnen aber auch bei Umweltschutzfragen immer mehr an Bedeutung.


In welcher Art und Weise können die Studierenden davon profitieren?
Aufgrund der Zusammenarbeit mit Unternehmen ist starker Praxisbezug gewährleistet, was für den späteren Berufsweg der meisten Studierenden höchst vorteilhaft ist. Gleichzeitig lege ich Wert darauf, dass der Wissenstransfer nicht als Einbahnstraße gesehen wird; es ist mir ebenso wichtig, dass die gewonnen Daten in Fachzeitschriften publiziert werden können. Dies ermöglicht Studierenden eine Karriere im Bereich der Wissenschaft einzuschlagen, wofür es immer wichtiger wird, den Nachweis eigenständiger Forschung zu erbringen, was in der Regel über Publikationen erfolgt.


Wo leben Sie jetzt, wenn man Sie nicht in Bernburg an der Hochschule Anhalt trifft? Wo finden Sie Ausgleich zu Ihrem Beruf?
Ich wohne derzeit direkt in Strenzfeld in Fußdistanz zu meinem Arbeitsplatz. Das ist wirklich zeitsparend und ich genieße die Spaziergänge in der wunderbar grünen Umgebung.
Abgesehen von Chemie und Molekularbiologie interessiere mich sehr für Kunstgeschichte und es freut mich daher besonders, dass es in Sachsen-Anhalt zahlreiche Museen und kulturgeschichtlich bedeutende Sehenswürdigkeiten gibt.


Professor Rozhon, herzlichen Dank für das Gespräch!