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Workshop zur Ganzjahresbeweidung in der „Oranienbaumer Heide“ bei Dessau

In der „Halboffenen Weidelandschaft Oranienbaumer Heide“ bei Dessau fand am 7. Mai 2018 ein Workshop zu dem Thema „Erhalt und Wiederherstellung von (FFH-) Offenlandlebensräumen auf Grenzertragsstandorten durch großflächige, naturschutzgerechte Ganzjahresbeweidung“ statt. Die Veranstaltung wurde durch die Hochschule Anhalt im Rahmen eines vom Land Sachsen-Anhalt finanzierten ELER-Projektes in Kooperation mit der Primigenius - Köthener Naturschutz und Landschaftspflege gGmbH ausgerichtet. Etwa 50 Teilnehmer, darunter Vertreter von landwirtschaftlichen Betrieben, Landschaftspflegevereinen, Naturschutz- und Bauernverbänden, Stiftungen, Naturschutz- und Landwirtschaftsbehörden sowie Wirtschaftsunternehmen, informierten sich vor Ort über das Beweidungsprojekt und tauschten sich zur Ganzjahresbeweidung auf großen, ertragsarmen Flächen aus.

Wichtige Themen des Workshops waren die Konzeption und Umsetzung der Weideeinrichtung, der Weidebetrieb und das Tiermanagement auf Ganzjahresweiden, die Planung und Umsetzung ergänzender Maßnahmen zur Erstinstandsetzung stark verbuschter Lebensräume sowie die maßnahmebegleitenden, naturschutzfachlichen Erfolgskontrollen. Auch die veterinärmedizinischen Rahmenbedingungen, die Besonderheiten auf munitionsbelasteten Flächen sowie die Öffentlichkeitsarbeit zur Förderung der Akzeptanz der umgesetzten Managementmaßnahmen in der Bevölkerung waren wichtige Themen des Workshops. Von den Teilnehmern intensiv diskutiert wurden die aktuellen Rahmenbedingungen zur landwirtschaftlichen Förderung naturschutzgerechter Ganzjahresbeweidung.

Zum Projekt: Die „Oranienbaumer Heide“ bei Dessau zählt zum Nationalen Naturerbe Deutschlands und steht im Eigentum der DBU Naturerbe GmbH, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Sie ist Teil des europäischen Netzwerkes NATURA 2000. Zum Erhalt der Biodiversität auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz, der im Biosphärenreservat Mittelelbe liegt, wurde im Jahr 2008 durch die Hochschule Anhalt und die Primigenius gGmbH, einer Tochtergesellschaft des NABU Regionalverbandes Köthen, eine extensive Ganzjahresweide mit robusten Rinder- und Pferderassen konzipiert und eingerichtet. Die Bewirtschaftung der 800 ha großen Ganzjahresweide erfolgt durch die Primigenius gGmbH im Rahmen eines ökologischen Landwirtschaftsbetriebes sowie nach naturschutzfachlichen Vorgaben. Parallel wurden neben der Beweidung in Kooperation mit dem Bundesforstbetrieb Mittelelbe großflächig ergänzende Maßnahmen zur Instandsetzung der zu Projektbeginn stark verbuschten Lebensräume umgesetzt. Ziel aller Maßnahmen ist es, die in der Oranienbaumer Heide vorkommenden Lebensräume nach Anhang I der FFH-Richtlinie, darunter die Trockenen europäischen Heiden, die Basenreichen Sandrasen sowie Binnendünenlebensräume, einschließlich ihrer wertgebenden Arten- und Lebensgemeinschaften zu erhalten und zu entwickeln. Alle Maßnahmen werden durch die Hochschule Anhalt über ELER-Mittel des Landes Sachsen-Anhalt kontinuierlich naturschutzfachlich evaluiert und fortlaufend optimiert. Seit nunmehr 10 Jahren Beweidung konnte eine Vielzahl an naturschutzfachlichen Erfolgen nachgewiesen werden. Die Oranienbaumer Heide zählt heute zu den größten extensiven Ganzjahresweiden Deutschlands und wurde im Jahr 2017 zur „Weidelandschaft des Jahres“ ausgerufen.