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Prof. Dr. Elvira Mavric-Scholze

Wer von der neuen Professorin Mavric-Scholze für Lebensmittelchemie- und analytik künftig am Standort Köthen an der Hochschule Anhalt unterrichtet wird, kann sehen, dass alle Theorie in ihrem Fach praktisch anwendbar ist und diese Fächerkombination keinesfalls als Angstfach gilt.

Was die neu berufene Professorin vom lebenslangen Lernen hält und welche wichtige Fähigkeit ihre Studierenden brauchen, um Erfolg im Berufsleben zu haben, das erzählt Elvira Mavric-Scholze im Interview.

 

Frau Prof. Mavric-Scholze, was war Ihr erster Eindruck, seit Sie an der Hochschule sind?
Der war sehr positiv. Ich wurde in einer sehr kollegialen und wertschätzenden Umgebung willkommen geheißen. Die Kolleginnen und Kollegen haben sich richtig gefreut, als ich angekommen bin.

 

Bevor wir uns Ihren neuen Aufgaben widmen: Wie sind Sie zu Ihrem Fachgebiet gekommen?
Ich wusste, eine naturwissenschaftliche Fachrichtung sollte es auf jeden Fall werden. Ich schwankte zwischen Chemie und Pharmazie, aber ich wollte gerne etwas lernen, was näher am Menschen ist. Da fiel die Entscheidung dann auf Lebensmittelchemie an der Universität in Dresden – damals war das ein Fach, das nicht so alltäglich war. Chemie und Pharmazie kannte man, aber Lebensmittelchemie war zu dem Zeitpunkt, 1995, noch unbekannter.
 

Wie haben Sie Ihr Studium in Erinnerung?
Das Studium und dann auch die Promotion machte mir richtig viel Spaß. Klar, am Anfang war es wie in jedem Studium: erst mal die Grundlagen erlernen. Aber später kamen die wissenschaftliche Arbeit und die Projektarbeit dazu und das war toll. Da waren ein paar sehr spannende Sachen dabei, an die ich mich gerne zurückerinnere.
 

Was waren nach der Promotion Ihre wichtigsten beruflichen Stationen?
Meine erste Stelle hat mich geprägt. Ich war als Laborleiterin bei R&D bei Symrise GmbH in Holzminden angestellt. Da ging es beispielsweise um die gesundheitlichen Eigenschaften von Heidelbeerextrakt, ein tolles Projekt und die Ergebnisse waren sehr spannend. Bei anona GmbH war ich anschließend elf Jahre in der Qualitätssicherung und habe zudem ein Labor für Analytik mit aufgebaut. Die Firma und das Labor sind während meiner Zeit dort stark gewachsen. Ich habe viel über Leitungspositionen und Menschen gelernt, habe Mitarbeitende und Studierende betreut. Meine letzte Station vor der Hochschule Anhalt war die Leitung von Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung in der Molkerei ODW Frischprodukte GmbH in Brandenburg. Dort hatte ich die Leitung für 30 Mitarbeiter.

 

Was war ausschlaggebend, warum haben Sie der Industrie den Rücken gekehrt und sich für die Hochschule Anhalt entschieden?
Die Industrie war interessant. Aber ich habe mich sehr auf die Lehre und die Studierenden gefreut. Außerdem gibt es hier in Köthen die Option, sich in der Forschung zu verwirklichen. Die Hochschule bietet da schon ganz andere Möglichkeiten, als die Industrie.
 

Sie wurden für das Gebiet Lebensmittelchemie und -analytik zur Professorin berufen. Was fasziniert Sie an Ihrem Fachgebiet?
Ich finde es spannend, wie es immer noch möglich ist, Neues herauszufinden. Zum Beispiel, wie sich die Wirkung zwischen zwei Lebensmitteln verändert, wenn man sie miteinander kombiniert – etwa Eisen kombiniert mit Vitamin C verbessert die Bioverfügbarkeit. Das faszinierende ist, dass wir in den Lebensmitteln die funktionellen Eigenschaften untersuchen können. Das ist auch ein Wunsch für meine Forschung hier an der Hochschule.
 

Haben Sie schon konkrete Ideen für Ihr Forschungsgebiet?
Wie gesagt, mich interessieren die funktionellen Lebensmittel. Es würde mich beispielsweise reizen, mehr über die Funktionen der Heilpilze zu erforschen. Das wäre ein mögliches Forschungsgebiet. Neben der Algenforschung hier an der Hochschule, die ich auch sehr spannend finde, ist die Brauerei ein weiteres großes Forschungsgebiet am Standort. Da könnte ich mir auch vorstellen anzusetzen. Im Brauereiwesen gibt es immer noch ein großes Potenzial für weiterführende Forschung. Beispielsweise im Bereich der Maillard Reaktion, das ist eine Bräunungsreaktion, die bei Erhitzung zustande kommt.
 

Was ist Ihrer Meinung nach eine besonders wichtige Fähigkeit, die die Studierenden für ihre berufliche Zukunft aus dem Studium mitnehmen sollten?
Die Fähigkeiten für die Studierenden müssen unterschiedlich sein, je nachdem wo sie im Berufsleben landen. Aber unabhängig davon, wo sie landen, ist eine Sache sehr wichtig: Die Studierenden sollen in der Lage sein, Inhalte zu verknüpfen. Darum ist das Aneignen der Grundlagen so wichtig, das erfordert sehr viel Wissen. Erst durch gute, fundierte Grundlagen können später im Berufsleben Zusammenhänge erkannt werden.

Lernen ist eine lebenslange Aufgabe, auch ich lerne immer noch weiter und bilde mich fort. Aber es ist für mich leicht zu sagen, dass man immer weiter lernen soll – denn ich liebe, was ich mache und ich lebe das auch in meinem Privatleben. Wenn man das, was man lernt, auch lebt – dann hat man später im Beruf auch Erfolg.

 

Jetzt haben Sie fast Ihr Motto, nach dem ich Sie am Schluss fragen wollte, schon vorweggenommen. Aber nochmal zurück zur Lehre. Wo möchten Sie Ihren Schwerpunkt setzen?
Ich unterrichte Lebensmittelchemie und –analytik und habe den Eindruck, das ist ein bisschen das „Angstfach“ der Studentinnen und Studenten. Das muss es aber gar nicht sein. An sich ist das gar nicht so schwer. Ich möchte gerne zeigen, dass die Fächer sehr gut verständlich sein können. Das tolle ist: Alles, was man theoretisch lernt, kann man anwenden! Es ist mehr, als das trockene Erlernen von Formeln und Inhalten. Das möchte ich den Studierenden gerne vermitteln.

 

Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren in Ihrem Fachgebiet?
Ich beobachte in der Industrie den Trend, dass es immer mehr um Gewinnmaximierung und weniger um Qualität geht. Ich wünsche mir sehr, dass die Qualität wieder in den Vordergrund rückt. Dass weniger Zusatz-, Träger- und Farbstoffe verwendet werden und mehr natürliche Stoffe. Das geht, aber die Herstellung wird dadurch teurer. Qualität und billig geht nicht zusammen.

 

Braucht es da auch mehr Bewusstsein bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern?Ja, unbedingt. Mit einer gesünderen Ernährung könnten sehr viele der heutigen Gesundheitsprobleme gelöst werden – doch dafür brauchen wir eine bessere Bildung der Käuferinnen und Käufer. Ich würde mir wünschen, dass die Zusammenhänge von Lebensmitteln und Gesundheit weiter erforscht, kommuniziert und umgesetzt werden.

 

Jetzt möchten wir doch gerne wissen: Wie ernähren Sie sich eigentlich?
Oh, sehr speziell (lacht). Ich bin keine strikte Vegetarierin, aber esse selten mal Hühnchen oder Fisch. Grundsätzlich aber sehr wenig tierische Lebensmittel. Ich achte darauf, meine Ernährung auf Gemüse und Obst aufzubauen. Trockenfrüchte und gefrostete Früchte auch – aber selbst da achte ich sehr darauf, wo das herkommt.

 

Lebenslanges Lernen hatten Sie im Gespräch schon genannt. Aber jetzt zum Schluss nochmal offiziell: Haben Sie ein Motto, das Sie den Studierenden mit auf Ihrem Lebensweg geben möchten?
Es gibt Nichts, was unmöglich ist. Durch Energie und Initiative kann alles möglich gemacht werden. Ein „Nein“ gibt es nicht, es ist immer ein Ausschau halten nach Wegen und Umwegen, um das möglich zu machen, was erst mal unmöglich erscheint.
 

Prof. Mavric-Scholze, herzlichen Dank für das interessante Gespräch.